Gesundheit:Holetschek: Nehme Warnung vor Klinik-Engpässen sehr ernst

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Eine Ärztin untersucht ein Kind in einer Klinik. (Foto: Christoph Soeder/dpa/Symbolbild)

Eltern harren stundenlang in Wartezimmern aus, schwer kranke Kinder müssen in ferne Kliniken mit freien Plätzen transportiert werden: Das RS-Virus hat im vergangenen Winter für eine dramatische Situation gesorgt. Was bringt der nächste Winter? Die Sorge ist groß.

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Augsburg (dpa) - Kinderintensivstationen könnten im kommenden Winter erneut überlastet sein. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte am Samstag, er nehme entsprechende Warnungen von Kinderärzten sehr ernst. „Wir müssen alles dafür tun, dass wir diesen Winter nicht die gleiche dramatische Lage in den Kinderkliniken haben wie vergangenen Dezember“, sagte der Minister. Auch die Bundesregierung rief er zum Handeln auf.

Der Präsident der deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Florian Hoffmann, hatte vor erneuten Engpässen gewarnt. „Wir steuern ungebremst auf die nächste Katastrophe zu“, sagte der Kinderintensivmediziner der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag).

Im vergangenen Winter sorgte das RS-Virus für viele kranke Kinder und volle Kliniken. Zahlreiche Kinderintensivstationen waren überlastet, schwer kranke Kinder mussten über Hunderte Kilometer in andere Kliniken transportiert werden. In Notaufnahmen warteten Eltern und Kinder teils stundenlang.

Schon jetzt während des Sommers seien viele Kinderintensivstationen überlastet, sagte Hoffmann. Ein Blick ins Intensivregister zeige, dass die Ampel bei derzeit zwölf bayerischen Kinderkliniken von Aschaffenburg über München und Memmingen nach Passau auf Rot stehe. Das bedeute, dass die Häuser nach Einschätzung der dort arbeitenden Ärzte keine weiteren Patienten aufnehmen könnten.

Käme im Winter wieder eine Infektionswelle, träfe sie die Kinderintensivstationen hart, sagte Hoffmann. „Eltern werden wieder tagelang in Notaufnahmen schlafen müssen und ihre Kinder weite Wege in Kauf nehmen, um ein freies Bett zu finden.“

Holetschek sagte, Bayern habe als Konsequenz bereits ein Fünf-Millionen-Euro-Sofortprogramm für die Kinderkliniken aufgelegt. „Zudem fördern wir den Aufbau einer virtuellen Kinderklinik, um die Kinderkliniken gerade bei Krankheitswellen noch stärker zu vernetzen.“ Er wolle auch mit Fachleuten der Kinder- und Jugendmedizin über konkrete Maßnahmen sprechen.

Holetschek forderte seinen Berliner Kollegen Karl Lauterbach (SPD) auf, im Zuge der Krankenhausreform bei den Kinderkliniken nachzubessern. Für die Behandlung von Kindern brauche es neben bedarfsgerechten stationären Versorgungsstrukturen auch eine angemessene Vergütung. Bayern setze sich dafür ein, Kinderkliniken eine Abrechnung als besondere Einrichtungen mit individuellen Entgelten zu ermöglichen. Er begrüße die zusätzlichen Mittel des Bundes für die Vergütung stationärer Behandlungen von Kindern und Jugendlichen in diesem und nächsten Jahr - „aber wir brauchen dringend langfristige Lösungen“.

Im vergangenen Jahr stellte Gesundheitsminister Lauterbach laut „Augsburger Allgemeiner“ 300 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Von diesem Geld sei in den Abteilungen aber quasi nichts angekommen, sagte der Divi-Präsident weiter.

In den kommenden beiden Jahren stünden für die Kinder- und Jugendmedizin wieder 300 Millionen Euro bereit, teilte das Gesundheitsministerium laut Zeitung mit. Zudem verwies das Ministerium auf die Krankenhausreform, die für die Kinder- und Jugendmedizin ein zusätzliches Budget vorsehe. Die nähere Ausgestaltung werde im Rahmen Gesetzentwurfs erarbeitet.

© dpa-infocom, dpa:230805-99-713910/4

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