Bescheiden liegen die Höfe in den Wiesengründen, eine Kirchturmspitze lugt hinter einem Scheunendach hervor, nichts stört die ländliche Idylle: Gänse schnattern, junge Katzen spielen auf der Straße, die selten ein Auto zu passieren scheint. Und doch verwahren die Bauernhäuser Nummer 5 und 10 in dem kleinen Dorf Enghausen bei Moosburg den Schlüssel zu einem Schatz, der weltweit seinesgleichen sucht: Hier steht die älteste lebensgroße Figur des Gekreuzigten überhaupt.
Diesen sensationellen Rang offenbarten im Jahr 2005 naturwissenschaftliche Untersuchungen, die eindeutig bewiesen, dass das für wesentlich jünger gehaltene Kunstwerk bereits um 890/900 entstanden ist und somit aus der späten Karolingerzeit stammt. Wahrscheinlich gehörte es ursprünglich dem Benediktinerkloster in Moosburg, das es im Zuge von Renovierungsarbeiten im Spätmittelalter in seine Filialkirche Hl. Kreuzauffindung in Enghausen auslagerte.
Die nächste Sensation ereignete sich am 5. Mai 2006: Der Christus von Enghausen verschwand nicht etwa hinter Museumsmauern, sondern nahm in einem feierlichen Gottesdienst wieder seinen Platz im Kirchlein ein, den er seitdem nur kurz zum Papstbesuch in München verließ. Und die dritte Sensation kann jederzeit geschehen, wenn man sich als Besucher den Schlüssel holt, die Alarmanlage abgeschaltet wird und sich die Kirchentüren öffnen.
Im ungefähr acht Kilometer südlich gelegenen Moosburg steht das Kastulusmünster, aus dem das Kreuz nach Enghausen kam. Hier lohnt nach dem Kirchbesuch die Einkehr bei Zenta Freudenstein und ihren Töchtern Johanna und Roswitha im Gasthof Drei Tannen, wo es bayerische Küche gibt und an jedem zweiten Freitag selbstgemachte Dampfnudeln.
Gasthof Drei Tannen, Thalbacher Straße 53, 85368 Moosburg, ☏ 08 761/95 20, tägl. ab 9 Uhr, Mi. Ruhetag, www.gasthof-drei-tannen.de