Garmisch-Partenkirchen:Kramertunnel wird weitergebohrt

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Naturschützer geben Widerstand gegen das Projekt auf

Von Matthias Köpf, Garmisch-Partenkirchen

Der Bund Naturschutz in Bayern gibt seinen juristischen Widerstand gegen den Bau des umstrittenen Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen auf. Man sehe nach den bisherigen Erfahrungen mit den Behörden und Gerichten keine Chance mehr, den Umfahrungstunnel für Garmisch in der geplanten Form zu verhindern und bessere Alternativen durchzusetzen, sagte der BN-Kreisvorsitzende Axel Doering am Donnerstag. Zugleich erneuerte er die Kritik an der Planung, wie sie die Regierung von Oberbayern kürzlich aufs Neue genehmigt hat. Dadurch werde eine "historische Fehlentscheidung" im Hinblick auf den Umweltschutz, den Verkehr, die Sicherheit und auch auf die Kosten zementiert.

Die Planung für einen 3,6 Kilometer langen Tunnel durch den Kramer war schon 2007 genehmigt worden, zwei Jahre später verlor der BN eine Klage dagegen vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. 2011 begannen die Arbeiten an einem Erkundungsstollen, die jedoch 2013 wieder abgebrochen werden mussten, weil die Mineure auf lockeres Gestein statt auf festen Fels stießen und Wasser in den Stollen eindrang. Der BN, der die Notwendigkeit einer Ortsumfahrung für Garmisch nicht bestreitet und selbst einen anderen Verlauf für Trasse und Tunnel vorgeschlagen hat, sah sich in seinen Bedenken bestätigt, zumal oben am Berg auch einige Quellen trocken fielen. Die staatlichen Straßenplaner wollen dennoch nichts am Verlauf des Tunnels und der gesamten Trasse ändern. Zum Weiterbau des Tunnels soll nun das Grundwasser im Bergmassiv stellenweise und vorübergehend technisch abgesenkt werden, was der BN nur als weitere Verschlimmerung der Planung und ihrer Folgen für die Umwelt kritisiert. Gleichwohl habe sich gezeigt, dass im staatlichen Bauamt, in der Staatsregierung und auch vor Gericht keine Aussicht auf Besserung bestehe. Deswegen wolle man weder das Geld der BN-Mitglieder noch die eigene Zeit in weiteren, aller Voraussicht nach vergeblichen juristischen Widerstand stecken, sagte Doering.

Der BN wird von vielen verkehrsgeplagten Garmischern für die Verzögerung des Projekts und selbst für die vier Jahre verantwortlich gemacht, in denen die Behörden das Vorhaben nicht erkennbar vorangetrieben haben. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), in dessen Wahlkreis Garmisch liegt, hat angekündigt, sofort Mittel freizugeben, wenn niemand gegen den neuen Bescheid klage. Der Kramertunnel wird mindestens 180 Millionen Euro kosten. Derzeit wird wenige Kilometer nördlich ein Tunnel um Oberau gebaut, ein Tunnel durch den Auerberg bei Eschenlohe und einer um Partenkirchen unter dem Wank sollen folgen.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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