Fußball:Luftnummer

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Warum der FC Bayern nach Straubing flog

Von Benjamin Emonts

Dennis Bergkamp wäre das nicht passiert, was dem FC Bayern diese Woche passiert ist - das steht außer Frage. Der ehemalige Nationalspieler Hollands war zwar ein überragender Fußballer, technisch brillant und eiskalt vor dem Tor. Aber fliegen konnte Bergkamp definitiv nicht. Schon beim Gedanken daran bekam der Fußballstar Todesangst, Diagnose Aviophobie. Zu Auswärtsspielen von Arsenal London reiste Bergkamp deshalb nur noch per Zug oder im Auto, meistens alleine voraus. Bei langen Europapokalreisen ließ ihn sein Trainer zum Entsetzen der Fans einfach daheim.

Von Umweltschützern würde Bergkamps Flugangst heute weltweit gefeiert werden - wer will schon noch fliegen? Und Bergkamp, 49, wäre gewiss auch nicht mit dem bissigen Straubinger Stadtrat und Umweltexperten Werner Schäfer (SPD) aneinandergeraten, wie es dem FC Bayern nun widerfahren ist. Während Greta Thunberg nach New York segelte, reiste der Rekordmeister nach Meinung des Stadtrats nämlich mit dem Flugzeug von München nach Straubing, um in Vilshofen gegen eine Thekenmannschaft zu kicken. Für 130 Kilometer ein Flugzeug? Das konnte der Verwaltungsrat für Umweltschutz keinesfalls hinnehmen. Also schrieb er empört einen Brief an eine Lokalzeitung, mit der alles übergeordneten Frage: "Geht's noch, FC Bayern?"

Zum Leidwesen des Stadtrats stellte sich nun heraus, dass er falsch informiert war. Der FC Bayern hatte bei der Lokalzeitung angerufen und klargestellt, dass der Flieger am Tag nach dem Spiel auf Schalke vom Flughafen in Essen direkt nach Straubing geflogen sei. "Falsche Fakten", soll der Pressesprecher der Bayern geknurrt haben. Statt der 100 Kilometer Luftlinie legten die Bayern also immerhin 500 zurück. Für die falschen Angaben entschuldigte sich Stadtrat Werner Schäfer brav. Dass sich die viel beschäftigten Fußballer des FC Bayern für eine solche Distanz mal in einen Mannschaftsbus setzen würden, ist aber offenbar eine utopische Vorstellung. Von Spielern wie Dennis Bergkamp müsste es einfach viel mehr geben.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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