Fürth:Wahlkampf der Petitessen

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Der Platz um die Alte Feuerwache soll aufgewertet werden, der Bau selbst künftig kulturell genutzt werden. (Foto: Willi Ebersberger/Stadt Fürth)

Die große Themen sind erledigt, doch der Ton zwischen Grünen und SPD wird schriller

Von Olaf Przybilla, Fürth

Es gibt gute Gründe, warum der Wahlkampf in Fürth lange Zeit eine eher schleppende Sache war. Natürlich, wenn eine Stadt wie Fürth in den vergangenen Jahren bevölkerungsmäßig geradezu wuchert, ist das Ringen um die richtige Verkehrspolitik immer ein Thema. Aber die großen Aufreger und Stadtdiskurse sind längst abgeräumt. Die Neue Mitte steht, das Stadion ist ordentlich aufgehübscht, die Uferpromenade lange etabliert und vom Niedergang von Grundig und Quelle ist kaum noch etwas zu spüren. Stattdessen ist die Wissenschaft eingezogen in die an der Pegnitz gelegene "Uferstadt".

So tröpfelte der Wahlkampf eher emotionslos vor sich hin, bis vor wenigen Tagen die Grünen eine Erklärung verschickt haben, die illustriert, dass es mit dem politischen Klima trotz aller Erfolgsmeldungen aus Fürth offenbar doch nicht nur zum Besten steht. Zumindest subkutan, wie das ja oft ist, wenn eine Partei mit absoluter Mehrheit regiert und sich andere untergebuttert fühlen. In Fürth dominiert die SPD mit 26 von 50 Sitzen den Stadtrat, zweitstärkste Fraktion ist die CSU mit zwölf, dahinter kommen die Grünen mit sechs Sitzen. Die SPD drückt der Stadtpolitik ihren Stempel auf, die CSU widerspricht eher selten, für die Opposition fühlen sich die Grünen zuständig. Und die haben wenige Tage vor der Wahl den Ton verschärft. Das lässt ahnen, wie sehr sie genervt sein müssen vom rot-schwarzen Hand-in-Hand an der Stadtspitze. Wobei die Grünen als Gegner offenkundig klar die Sozialdemokraten ausgemacht haben.

Der Anlass für den Ausbruch wirkt eher wie eine Petitesse, aber auch das soll ja beim Streit mitunter so sein, wenn sich Aufgestautes Bahn bricht. Auf einem Wahl-Flyer der SPD fanden die Grünen den Punkt "Bau der Ganztagsschule an der Friedrich-Ebert-Straße (gegen die Stimmen der Grünen)" und konnten daraufhin offenbar kaum an sich halten. "Hanebüchener Unsinn" sei das, dreist und schlicht falsch. Vielmehr sei es den Grünen nie darum gegangen, ob diese Schule gebaut wird, sondern lediglich wie. "Doch im Gegensatz zu Parteien, die erst kürzlich den Baumschutz für sich entdeckt haben", so steht es auf der Erklärung zu lesen, hätten sich die Grünen schon seit Jahren für Baumschutz eingesetzt. Und so sei es nur darum gegangen, den Baumbestand zu erhalten und das Schulgebäude "weiter nach hinten zu verlegen". Mit der Richtigstellung hätte es nun ein Bewenden haben können. Aber zwischen Grünen und SPD ist von Nachsichtigkeit nicht mehr viel zu spüren in Fürth.

"Enttäuscht" sei man, ätzen die Grünen, die SPD treibe die "nackte Angst", sie halte sich nicht an die Wahrheit - und dies in einer Zeit, in der "Strömungen" mit "Halbwahrheiten" operierten, kreativ mit Fakten umgingen, "unbegründete Angst" schürten. Harte Vorwürfe. OB Thomas Jung sagt dazu, er habe diesen Flyer nie zu Gesicht bekommen, schon gar nicht den "24. Spiegelstrich", an dem sich der Streit nun so entzünde. "Missverständlich formuliert" sei da wohl etwas - mehr nicht.

Exemplarisch für Fürth ist dabei nicht nur der schrille Misston zwischen Rot und Grün. Beispielhaft ist auch, dass es um den Bau einer Schule geht. Die 128 000-Einwohner-Stadt ist um etwa 30 000 Menschen gewachsen in den vergangenen 30 Jahren, zuletzt immer rasanter. Schulraum wird da knapp, zumal in der Altstadt, die von Flussauen eingefasst wird. Im Zentrum der Debatten stehen das Heinrich-Schliemann-Gymnasium und die benachbarte Alte Feuerwache. Wegen Raumnot soll die Schule neu gebaut werden, die Feuerwache wiederum zieht um, ihr Raum soll kulturell genutzt werden. Da droht eine größere Baustelle. Und gleich in der Umgebung plant OB Jung eine zweite Fürther Uferpromenade, diesmal allerdings nicht an der Rednitz, sondern an der Pegnitz.

Auch da aber sind es vor allem die Grünen, die sich wenig begeistert zeigen. Promenade schön und gut, sagen sie, nicht aber auf Kosten der Natur in einem Landschaftsschutzgebiet.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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