Freie-Wähler-Chef Aiwanger in der Krise:Ein Machtmensch verzockt sich

Lesezeit: 1 min

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger muss seine Strategie ändern.  (Foto: dpa)

Zu schnell zu viel gewollt: Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sieht sich mit ersten Rücktrittsforderungen konfrontiert. Er muss das Projekt Bundestagswahl sofort abblasen und sich darauf konzentrieren, was für die Freien Wähler wirklich wichtig ist.

Ein Kommentar von Mike Szymanski

Bundespolitisch steht Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger vor einem Trümmerhaufen. Seine Pläne, die Parteifreien schon 2013 in den Bundestag zu führen, sind in sich zusammengefallen. Ihr designierter Spitzenkandidat, Adenauer-Enkel Stephan Werhahn, der die Freien Wähler auch in Hamburg und Berlin wählbar machen sollte, ist im Streit mit Aiwanger zur CDU zurückgekehrt.

Die vom Euro-Rettungskurs der Kanzlerin Gefrusteten, auf die Aiwanger es abgesehen hatte, sammelt neuerdings eine Wut-Partei mit dem harmlosen Namen Alternative für Deutschland ein. Und innerhalb seiner Parteifreien sieht sich der Chef mit ersten Rücktrittsforderungen konfrontiert. Wenn sich einer wirklich verzockt hat, dann ist das Hubert Aiwanger.

Der zupackende Machtmensch wollte viel zu schnell zu viel. Sein persönlicher Albtraum ist es, nur nach den Schweinepreisen in Niederbayern gefragt zu werden. Das treibt diesen Politiker an. Es hat ihm einfach nicht gereicht, 2008 in Bayern die CSU in die Knie gezwungen und den Sprung in den Landtag geschafft zu haben. Plötzlich war es Aiwanger zu popelig, über Kommunalfinanzen zu reden, wovon die Freien Wähler wirklich etwas verstehen.

Er polterte so laut und populistisch gegen die Euro-Rettung, bis sich Rechtsextreme davon angezogen fühlten. Die Freien Wähler waren nicht wiederzuerkennen. Auch der smarte Finanzexperte Werhahn passte nie wirklich zu den immer etwas biederen Parteifreien. Aber er und Aiwanger haben sich so lange gegenseitig benutzt, wie sie glaubten, jeweils für sich einen Vorteil daraus zu ziehen. Nun ist der Schaden bei allen Beteiligten beträchtlich.

Im Grunde muss Aiwanger das Projekt Bundestagswahl sofort abblasen, damit sich die Freien Wähler auf das konzentrieren können, was für sie wirklich wichtig ist: die Landtagswahl in Bayern. Ein Schritt, um wieder ins Spiel zurückzufinden, könnte das Volksbegehren zum Gymnasium sein. In der Landespolitik hat Aiwanger offenbar sein Gespür für Themen noch nicht verloren.

© SZ vom 06.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: