Foto in der Modellbau-Affäre aufgetaucht:Bei einem Gläschen Wein

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Das Foto entstand vermutlich in den Neunzigern bei einer Messe in Frankfurt. Es zeigt Hubert Haderthauer und den Dreifachmörder Roland S. bei bester Laune - und wirft erneut eine zentrale Frage in der Modellbau-Affäre auf.

Von Wolfgang Wittl und Frank Müller, München

Das Foto zeugt von einer unbeschwerten Atmosphäre: Ein breit grinsender Mann lässt lässig seinen Arm über eine Anrichte baumeln, ein weiterer Mann neben ihm lächelt in Jeans und mit verschränkten Armen in die Kamera. Auf einem Tablett steht eine angebrochene Flasche Wein mit drei gefüllten Gläsern. Im Hintergrund ist ein Bild zu erkennen, das ein Auto älteren Jahrgangs zeigt - oder wenigstens ein Modell davon.

Die Aufnahme von diesem offenbar harmonischen Treffen soll Anfang der Neunzigerjahre bei einer Messe in Frankfurt am Main entstanden sein, und im Grunde ist an ihr nichts auszusetzen: Zwei Männer, ein freundliches Gespräch bei ein paar Gläsern Wein, warum nicht? Hubert Haderthauer jedoch, dem Mann der derzeitigen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU), könnte dieses Foto aus heutiger Sicht unangenehm sein. Der Mann neben ihm ist Roland S., ein dreifacher Mörder, der zu dieser Zeit unter hohen Sicherheitsauflagen im Bezirksklinikum Ansbach untergebracht war. Auf dem Foto trägt S. weder Handschellen noch Fußfesseln.

Roland S. ist eine der Schlüsselfiguren in der Affäre um wertvolle Modellautos, die das Ehepaar Haderthauer günstig von psychisch kranken Straftätern bauen ließ. Der technisch begabte Tüftler S. behauptet, mit den Haderthauers beim Essen und sogar in einem Kurzurlaub gewesen zu sein. Zudem will er von beiden das Du angeboten bekommen haben. Christine Haderthauer war damals Geschäftsführerin der Firma Sapor Modelltechnik, welche die Modellautos vertrieb.

Modellbau-Affäre
:Neue Fragen im Fall Haderthauer

Wie eng war der Kontakt zwischen den Haderthauers und Roland S. wirklich? Das ist eine der Schlüsselfragen in der Modellbau-Affäre. Nun wurde bekannt: Der Dreifachmörder war ohne polizeiliche Aufsicht bei ihnen zu Besuch.

Von Frank Müller

Wie eng ihr Kontakt zu dem dreifachen Mörder tatsächlich war, welche Freiheiten S. bei möglichen Treffen genoss, das sind entscheidende Fragen. Haderthauer will sich an Besuche nicht erinnern. Ihr Ehemann war am Sonntag nicht zu erreichen, um zu Fragen zu dem Foto Stellung zu nehmen.

S. stand bei seinen Freigängen nicht unter polizeilicher Aufsicht, auch dann nicht, als er die Haderthauers in ihrem Haus in Ingolstadt besuchte. Der Kriminalbeamte, der bei den Freigängen anwesend war, sagte dem Polizeipräsidium Mittelfranken, dass er S., mit dem er sich mittlerweile angefreundet habe, nur als Privatmann ohne dienstlichen Auftrag begleitet habe. Möglicherweise war dies auch bei jenem Treffen Anfang der Neunzigerjahre am Rande der Messe in Frankfurt der Fall. Ob damals auch Klinikpersonal über S. wachte, wie in solchen Fällen üblich, wird schwer festzustellen sein. Schriftliche Unterlagen existieren keine mehr.

© SZ vom 25.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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