Flutpolderdebatte:BN fordert ganzheitlichen Hochwasserschutz

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Im Streit um den Bau von Flutpoldern an der Donau fordert der Bund Naturschutz (BN) die Staatsregierung auf, ein Konzept für einen "ganzheitlichen Hochwasserschutz" zu entwickeln, statt auf Einzelprojekte zu setzen. "Hochwasserschutz ist mehr als nur technische Maßnahmen der Wasserwirtschaft", sagte der BN-Chef Richard Mergner am Dienstag. "Deshalb sind die kürzlich veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit der geplanten Flutpolder unvollständig." Der BN stört sich vor allem daran, dass nach wie vor eine Rückverlegung von Deichen "pauschal ausgeschlossen" werde. Außerdem vermisst der Verband Untersuchungen, welche Beiträge die Landwirtschaft sowie die Renaturierung von Mooren, Feuchtgebieten und Flussläufen zum Hochwasserschutz liefern können. Umweltminister Thorsten Glauber (FW) solle vor weiteren Entscheidungen die entsprechenden Untersuchungen erstellen lassen und sie in einem "transparenten Dialogprozess mit den betroffenen Donauanliegern und den Umweltverbänden zu diskutieren". Der Streit um die Flutpolder ist neu aufgeflammt, als die schwarz-orange Staatsregierung auf Drängen der Freien Wähler ein solches Projekt bei Ingolstadt und zwei im Landkreis Regensburg gestrichen hat. Polder sind gigantische, in die Landschaft integrierte Staubecken, in die Hochwasserfluten ausgeleitet werden können, wenn die übrigen Dämme, Deiche und Schutzmaßnahmen zu versagen drohen. Sie sind so konzipiert, dass sie nur bei Katastrophen, wie sie alle 200, 300 oder 500 Jahre passieren, zum Einsatz kommen. Bei den Anliegern sind die Polder umstritten, sie befürchten vor allem eine Veränderung des Grundwasserpegels zu ihren Lasten. Die Befürworter entgegnen, dass mit Poldern Katastrophen wie 2013 in Deggendorf womöglich verhindert werden können. Dies haben auch neue Studien bestätigt. Die Staatsregierung ist darauf wieder ein Stück von ihrem Verzicht auf die drei Polder abgerückt. Vor dem endgültigen Beschluss werden nun abermals Studien angefertigt.

© SZ vom 30.01.2019 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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