FDP:Miriam Gruß versucht einen Neuanfang

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Von Stefan Mayr, Gundelfingen

Im schwäbischen Städtchen Gundelfingen wird bei den Bürgermeisterwahlen im Mai 2017 eine prominente Politikerin antreten. Miriam Gruß war von 2005 bis 2013 Bundestagsabgeordnete und von 2009 bis 2013 Generalsekretärin der bayerischen FDP, ehe sie aus dem Parlament und daraufhin auch aus dem Landesvorstand purzelte. Danach war es lange Zeit ruhig geworden um die heute 40-Jährige. Doch jetzt nimmt sie einen neuen Anlauf - auf kommunaler Ebene in der 7800-Einwohner-Stadt im Landkreis Dillingen.

"Ich möchte neuen Schwung nach Gundelfingen bringen", sagt die Diplom-Politologin, die in Bonstetten bei Augsburg lebt. Als ehemalige familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion und Mutter eines zwölfjährigen Sohnes und einer zweijährigen Tochter wolle sie die Stadt familienfreundlicher machen. Dabei habe sie keinerlei Ambitionen auf die Landes- oder Bundesebene, betont sie: "Ich will mich nur noch politisch engagieren, wo man das mit der Familie vereinbaren kann." Der bisherige Bürgermeister von Gundelfingen, Franz Kukla (CSU), tritt nach 18 Amtsjahren nicht mehr an. Im Stadtrat sitzt bislang nur ein FDP-Mitglied, dennoch rechnet sich Miriam Gruß Chancen aus: "Ich habe vernommen, dass sich viele Menschen jemanden von außen als Bürgermeister wünschen."

2005 war Miriam Gruß als 29-Jährige überraschend in den Bundestag eingezogen. Als Fünfte auf der Landesliste war sie eigentlich auf einem aussichtslosen Platz angetreten. Doch sie rutschte ganz knapp ins Parlament - und legte fortan eine steile Karriere hin: Sie wurde Vorsitzende der Kinderkommission und Vizechefin der FDP-Fraktion. Parteichef Guido Westerwelle holte sie in den Vorstand der Bundespartei. Anfangs machte sie mit ungewöhnlichen Vorschlägen Schlagzeilen. Vor der Fußball-WM 2006 forderte sie, Bundestrainer Jürgen Klinsmann solle sich vor dem Sportausschuss des Bundestages rechtfertigen. 2008 empfahl sie als Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, dass Nahrungsmittel und Spielzeug nicht mehr kombiniert werden sollten, weil Kinder ersticken könnten. Daraus strickten die Medien die Forderung nach einem Überraschungsei-Verbot. Das war einerseits ungerecht, andererseits kannte sie fortan fast jeder Deutsche.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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