Vor einem Jahr noch war Ilse Aigner praktisch durch die Hintertür in die Staatskanzlei gekommen und hatte sich dort zum Erstaunen von Hausherr Horst Seehofer unter den Empfang der Faschingsgesellschaften gemischt. Aigner, damals noch Berliner Verbraucherschutzministerin, würgte Seehofer zum Spaß mit der Krawatte, worauf dieser die weitsichtigen Worte sprach: "Sie sehen die geheimen Wünsche der Ilse."
Mit diesen war sie nun am unsinnigen Donnerstag erkennbar vorangekommen: Seehofer überließ seiner Dauer-Nachfolgekandidatin ganz alleine das Feld. Er hatte zwar kürzlich Kritik an seiner Energiepolitik noch als "Fasching" abgetan, fehlte aber bei dem wirklichen Narrenspektakel.
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Aigner lächelte sich durch den Empfang und wies Spekulationen zurück, sie würde am liebsten gleich auf Dauer in der Staatskanzlei bleiben: "Ich ziehe auf alle Fälle wieder aus."
Weil auch Staatskanzleichefin Christine Haderthauer nicht dabei war, führte das Ingolstädter Regiment alleine die örtliche Faschingsgesellschaft Narrwalla mit ihrem Schlachtruf "Hei-Ju-Hu": "Heiterkeit, Jubel, Humor."
Das machte dann auch Aigner nach manchem trüben Miesbacher Tag der letzten Wochen zu ihrem Motto. Am Ende tanzte die Ministerin durch den Kuppelsaal, setzte Masken auf und stellte sich mitten in den ohrenbetäubenden Blasmusik-Punk der "Breitenbrunner Dorfbachfurzer". Vom Kostüm nahm sie aber Abstand. Sie habe kurz darüber nachgedacht, sich wieder, wie zuletzt, als Karl Valentin zu verkleiden, sagte sie. Doch das, meinte sie, hätte missverstanden werden können.