Expertenanhörung:Plan gefordert gegen Homo- und Transphobie

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In Bayern erleiden Homosexuelle, Bisexuelle und Transsexuelle (LGBTIQ) im Alltag trotz diverser Gesetzesänderungen nach wie vor massive Diskriminierungen. Bei einer Anhörung im Landtag zur Akzeptanz von LGBTIQ-Personen im Freistaat fiel das Fazit von einem Dutzend geladener Experten am Donnerstag eindeutig aus: Das Land hinkt deutschlandweit bei ihrer Förderung hinterher.

"Bayern ist das einzige Bundesland, das weder einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie in Vorbereitung noch umgesetzt hat", sagte Hannah Lea, Vorständin des bayerischen Lesben- und Schwulenverbandes, in München. Ihre Organisation kämpfe schon lange dafür, dass LGBTIQ-Personen als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft akzeptiert und respektiert würden. "Da ist in Bayern noch viel zu tun", betonte Lea.

Auch Vertreter anderer Vereine beklagten, dass es in Bayern keinen Aktionsplan gebe, der die Akzeptanz von Schwulen, Lesben und Transsexuellen verbessere. "Es ist an der Zeit, dass auch das Land Bayern in die Verantwortung geht und Gelder zur Verfügung stellt", sagte Kai Kundrath, Geschäftsführer des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrums in München. In der Landeshauptstadt und in Nürnberg sei die Lage besser, darüber hinaus gebe es aber keine Infrastruktur. Ferner klagten die Experten, dass es zu wenige gut ausgebildete Berater gebe - dies gelte gerade für Kinder- und Jugendliche.

Petra Weitzel, Vorsitzende der Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität betonte, dass gerade Transsexuelle in der Arbeitswelt mit vielen Problemen zu kämpfen hätten. "17 bis 21 Prozent aller Trans-Personen sind arbeitslos", sagte sie unter Verweis auf mehrere Studien. Damit liege die Quote vierfach höher als im bundesweiten Durchschnitt. Unternehmen würden sich zu selten Gedanken darüber machen, wie mit Mitarbeitern umzugehen sei, die etwa ihren Namen oder ihr Geschlecht geändert haben. Auch bei der Strafverfolgung gebe es zu wenig geschulte und sensibilisierte Mitarbeiter bei Justiz und Polizei, um homo- und transphobe Hassgewalt aufzuklären. Bei Betroffenen gebe es längst ein großes Misstrauen, weshalb auch Straftaten gar nicht mehr angezeigt würden, sagte Markus Oswald, Staatsanwalt aus Berlin.

© SZ vom 15.11.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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