Irgendwas wollte er sagen, am besten was Nettes
Natürlich war die Sache spontan. Und natürlich, sagt der Erlanger Busfahrer Sven Latteyer, hätte er mit vielem gerechnet in der Situation. Nur bestimmt nicht damit, dass er es mit dieser Aus-dem-Bauch-heraus-Durchsage zu einer gewissen Prominenz schaffen würde. Und das nicht nur in seiner Heimatstadt. "Und jetzt ruft so eine Zeitung bei mir an", sagt Latteyer, "unfassbar".
Flüchtlinge in München:Endstation Hauptbahnhof
Allein im Juli kamen 3000 Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof an. Bundespolizisten nehmen sie in Empfang - oft unter Beschimpfungen von Passanten. Ein neues Zentrum soll helfen.
Dabei habe ihn doch nur in dem Moment, an der Bushaltestelle Röthelheimbad in Erlangen, so ein Gefühl beschlichen, dass er jetzt mal was sagen muss. Irgendwas, am besten was Nettes. Den Stadtbus hatten da gerade 15 Asylbewerber bestiegen und irgendwie habe er den Eindruck gehabt, dass es den Menschen gerade nicht gutgeht. Dass sie sich komisch fühlen, unwohl in diesem womöglich schönen, aber fremden Land.
"I have an important message for all people from the whole world"
Und also habe er zum Busmikrofon gegriffen, sein Schulenglisch zusammengekratzt und gesagt: "I have an important message for all people from the whole world in this bus: I want to say welcome. Welcome to Germany, welcome to my country. Have a nice day!"
So, sagt Latteyer, habe das in dem Moment einfach rausgemusst. Dass ihm dann die Leute im Bus zugejubelt haben - gut. Dass das dann aber gleich ein Fahrgast postete und er Hymnen über sich in sozialen Netzwerken lesen durfte, findet er unglaublich. Was Latteyer im Gespräch mit der SZ noch nicht wissen kann: Ein paar Stunden später bekommt Claus Kleber im Heute-Journal sogar glänzende Augen vor Rührung, als er von Latteyer berichtet.
Dabei, sagt der Busfahrer, gäbe es Erlangen doch ohne Migranten in der jetzigen Form gar nicht. Es waren eben Hugenotten, Flüchtlinge aus Frankreich, die diese Stadt zu dem gemacht hätten, was sie heute ist, sagt Latteyer. Und auf das, was diese Stadt heute ist, "bin ich sehr stolz" .