Energiewende:Industrie warnt Seehofer

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BDI-Chef: CSU-Chef soll Bau neuer Stromtrassen akzeptieren

Die Industrie warnt Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer davor, im Streit um den Ausbau der Stromnetze den Bogen zu überspannen. Nationale Alleingänge und Egoismen der Bundesländer gefährdeten den Erfolg der Energiewende, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo. CSU-Chef Seehofer lehnt den geplanten Bau neuer Stromtrassen von Norddeutschland nach Bayern ab. Deshalb hat der Ministerpräsident eigens einen neuen Energie-Dialog mit Experten und Bürgern in Gang gesetzt.

Grillo forderte von Seehofer mehr Realismus: "Bayern kann nicht autark sein." Energie mache nicht an Landesgrenzen halt. "Wir brauchen nicht 17 Energiewenden in Deutschland. Wir brauchen dringend eine gesamteuropäische Energiewende", sagte der BDI-Chef. Ein vollständig integrierter Energiemarkt würde Europa jährlich Effizienzgewinne von rund 50 Milliarden Euro bringen. Experten weisen schon jetzt auf Schieflagen bei der Finanzierung der Stromnetze hin. Während in ländlichen Regionen durch neue Ökostrom-Anlagen die Netzentgelte steigen und die Stromrechnung der dortigen Verbraucher belasten, stagnieren die Entgelte in städtischen Regionen.

Währenddessen bleibt die Staatsregierung offenkundig bei ihrer Ablehnung neuer Stromtrassen. Stattdessen setzt sie auf den Ausbau von Gaskraftwerken - zumindest als Zwischenlösung. Wenn trotz eines zunehmenden Anteils regenerativer Energien der CO₂-Ausstoß nicht zurückgehe, sondern steige, müsse man schon alleine deshalb über Alternativen zu Braun- und Steinkohle nachdenken, sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU). Hier kämen in erster Linie Gaskraftwerke infrage. Einseitig auf Windkraft an Land und auf See zu setzen, sei nicht möglich. Denn diese Energieform sei nach wie vor starken Schwankungen ausgesetzt, argumentierte Huber. Bis 2050 favorisiere Bayern deshalb zur zuverlässigen Deckung des Strombedarfs auf klimafreundliche Gaskraft. "Das heißt aber auch, man muss sich die Kosten der Gleichstromleitungen nochmals anschauen", sagte Huber. Der Transport von Windstrom erfordere Leitungen, die hohe Kosten verursachen: rund drei Milliarden Euro für bei den Bürgern umstrittene Freileitungen über Land. Bei einer Erdverkabelung gehe es sogar um zehn bis 20 Milliarden Euro.

© SZ vom 02.01.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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