Der eher kalte und regnerische Frühling macht dem Eichenprozessionsspinner in Bayern zu schaffen. In diesem Frühjahr wurden bislang noch keine Fälle von Befall durch das Insekt im Freistaat bekanntgegeben, wie Gabriela Lobinger von der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising sagte. "Die Raupen des Eichenprozessionsspinners schlüpfen sehr früh und wenn es zu kalt ist und die Eichen daher verspätet austreiben, ist in den ersten Wochen der Larvenzeit kein Futter vorhanden", erklärte die Biologin. In der Folge sterben die Insekten.
Eine starke Vermehrung des Eichenprozessionsspinners in Bayern sei in diesem Jahr deshalb nicht zu erwarten. "Ich rechne eher mit einer Stagnation oder gar einem Rückgang", sagte Lobinger. Wo und in welcher Dichte die Raupen mit ihren giftigen Härchen in diesem Jahr auftreten, lasse sich vermutlich erst ab der zweiten Junihälfte sagen.
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners befallen vor allem den Stamm von Eichen und schädigen den Baum. Bekämpft wird das Insekt aber meist wegen der Gefahr für den Menschen. Die feinen Härchen der Raupen rufen schmerzende Hautirritationen hervor - weshalb sich Menschen von ihnen fernhalten sollten. Kam es dennoch zu einem Kontakt mit den Tierchen, hilft viel kaltes Wasser zum Abwaschen. In seltenen Fällen können die Haare der Raupen auch Atembeschwerden, Atemnot, Augenreizungen oder gar einen allergischen Schock auslösen.
Hotspots gab es in Mittelfranken, Oberpfalz und bei Rosenheim
In Bereichen, wo das Insekt eine größere Gefahr für die Gesundheit darstellt, ist laut Lobinger Absaugen das Mittel der Wahl. Chemikalien kämen kaum zum Einsatz. In den vergangenen Jahren sei der Eichenprozessionsspinner etwa bei Ansbach, an mehreren Orten entlang der Autobahnen in Mittelfranken, in der westlichen Oberpfalz sowie bei Rosenheim aufgetreten.
Auch wenn die Raupen des Schmetterlings in diesem Jahr noch nicht gehäuft zu sehen waren, wurden Gespinste an Pflanzen bereits mehrfach mit dem Eichenprozessionsspinner verwechselt. So hätten Menschen mit Netzen überzogene Gewächse von Pfaffenhütchen und Traubenkirsche für Gespinste des Eichenprozessionsspinners gehalten, sagte Expertin Lobinger. Dabei habe es sich aber um Raupen von Gespinstmotten gehandelt. "Die Netze dieses Insekts und die Raupen selbst sind harmlos."
An Eichen wiederum wurde in diesem Jahr bereits ein anderes, nicht ungefährliches Insekt gefunden. "Die Raupe des Goldafters hat wie der Eichenprozessionsspinner giftige Härchen und sollte deshalb ebenso gemieden werden." Der Goldafter ist ebenfalls ein Schmetterling. Die Gespinstnester dieses Insekts seien aber klein, kompakt und zumeist an den Zweigenden der Eiche zu finden - und nicht am Stamm wie der Eichenprozessionsspinner. Einzelne Fälle des Goldafters seien bisher aus Ebersberg und Wasserburg in Oberbayern gemeldet worden.