Ebola-Virus:Afrika-Rückkehrer sollen sich melden

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Ärzte und Techniker, die aus Ebola-Gebieten einreisen sollen sich beim Gesundheitsamt melden - mit oder ohne Symptome. Ein Mediziner aus Garmisch-Partenkirchen geht noch weiter - und sorgt damit für Unmut.

Von Heiner Effern, München

Ärzte, Sanitäter oder Techniker aus Bayern, die in Ebola-Gebieten Hilfe leisten, sollen künftig vor ihrer Abreise im Gesundheitsministerium registriert werden. Ihre Daten werden an das Gesundheitsamt ihres Wohnortes weitergegeben. Dort sollen sich die Helfer dann selbständig nach ihrer Rückkehr melden, auch wenn sie keine Symptome einer Infektion feststellen. Das geht aus einem Schreiben des Gesundheitsministeriums an Hilfsorganisationen aus Bayern hervor. "Diese Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt", heißt es in dem Schreiben, das um die Unterstützung für dieses Vorgehen wirbt. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) setzt auf die freiwillige Mitarbeit der Helfer. Denn eine gesetzliche Basis für die Erfassung und die Weitergabe der Daten gibt es nicht. "Wichtig ist nicht, ob es eine formale Meldepflicht gibt. Wichtig ist vielmehr, dass wir wissen, wer aus einem der Ebola-Länder nach Bayern zurückgekehrt ist", sagte Huml. Sie reagiert damit auf einen Vorstoß des Leiters des Garmisch-Partenkirchner Gesundheitsamtes. Der Mediziner Volker Judd hatte im Bayerischen Rundfunk eine Meldepflicht und anschließend Quarantäne für Rückkehrer angeregt und eine entsprechende Regelung für seinen Landkreis gefordert. Sehr zum Unmut von Ministerin Huml. "Der Vorstoß des Garmischer Gesundheitsamtes ist überflüssig", sagte sie. Ihr Haus befasse sich bereits seit einiger Zeit intensiv mit der Frage, welche Schutzmaßnahmen nach der Rückkehr von Helfern aus Ebola-Gebieten sinnvoll seien, erklärte sie am Freitag. Das Schreiben an die Hilfsorganisationen stammt in der Tat vom 31.

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Oktober. Huml hatte sich zudem mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, Vertretern der anderen Bundesländer, der Hilfsorganisationen und der Bundeswehr erst am Donnerstag getroffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. "Das Rote Kreuz will nun alle Helfer verpflichten, sich nach ihrer Rückkehr beim örtlichen Gesundheitsamt zu melden. Die anderen Organisationen werden überlegen, wie dies für sie zu bewerkstelligen ist", erklärte die Ministerin.

Als Grundlage dafür kann ein Leitfaden vom 6. November dienen, den das Robert Koch-Institut veröffentlicht hat. Helfer, die in Schutzanzügen Ebola-Patienten behandelten, sollten sich beim Gesundheitsamt melden und eine "gegenseitige Erreichbarkeit sicherstellen", heißt es dort. 21 Tage lang sollten sie zweimal täglich Fieber messen und den eigenen Gesundheitszustand genau beobachten. Diese Regelungen sollten bayernweit Beachtung finden, sagte ein Sprecher Humls. Die Botschaft ist in Garmisch-Partenkirchen angekommen. Ein Sprecher des Landrats erklärte, eine Sonderregelung für den Landkreis werde es nicht geben. Warum der eigene Gesundheitsamtschef, der sich öffentlich nicht mehr äußern soll, vorgeprescht ist, ließ er offen. "Wir sind nicht mehr gefährdet als alle anderen Regionen Bayerns."

© SZ vom 08.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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