Dorothee Bär und der Papst:"Ich bin so aufgeregt"

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Dorothee Bär ist eine engagierte Online-Netzwerkerin. (Foto: dpa)

Jobgemäß wird Dorothee Bär von Alexander Dobrindt immer dann um Vertretung gebeten, wenn der einen Termin beim Optiker hat. Am Tag der Papstwahl allerdings, da gelang ihr ein Coup, der unter den vielen genialischen Coups von CSU-Generalsekretären - global betrachtet - der genialischste gewesen sein dürfte.

Eine Glosse von Roman Deininger

Der Tag der Papstwahl war aus nahe liegenden Gründen ein großer für den Kardinal Jorge Mario Bergoglio, aber weiß Gott nicht nur für ihn. Ein Pfundstag war der 13. März auch für eine andere zentrale Figur der Zeitgeschichte, die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär, wenngleich aus Gründen, die nicht ganz so nahe liegen. Jobgemäß wird Frau Bär von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt immer dann um Vertretung gebeten, wenn er mal kein Handynetz hat oder einen Termin beim Optiker. So muss es auch an jenem Abend gewesen sein, als man in Rom Geschichte schrieb und Dorothee Bär eine Kleinigkeit bei Twitter.

Die fränkische Bundestagsabgeordnete ist überhaupt eine engagierte Online-Netzwerkerin, so engagiert, dass einen fast Sympathie für chinesische Zensurmodelle beschleichen könnte. Doch nachdem weißer Rauch aufgestiegen war und bevor Franziskus' Name fiel, gelang ihr ein Coup, der unter den vielen genialischen Coups von CSU-Generalsekretären der - global betrachtet - genialischste gewesen sein dürfte. Dabei kam ihr die traditionelle Stärke von CSU-Generalsekretären zugute, sich zu Dingen äußern zu können, zu denen sich niemand sonst freiwillig äußert. So zwitscherte Bär also frohgemut hinein in die Stille der Welt: "Ich bin so aufgeregt."

Nun ist es die eine Sache, so berührend zu formulieren; die andere ist es, die Tragweite der Botschaft dahinter zu erkennen. Dies schaffte offenbar ein ZDF-Redakteur, der die Bilder des historischen Moments zwanzig Minuten lang mit folgendem Eilmeldungs-Schriftzug unterlegte: "Weißer Rauch im Vatikan. Stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär: Ich bin so aufgeregt."

Nach zehn Minuten glaubten manche ZDF-Zuschauer an einen Scherz und warteten auf weitere kabarettistische Textbeiträge, etwa: "FW-Vorsitzender Aiwanger: Freie Wähler schließen Antreten bei nächster Papstwahl nicht aus." Oder: "SPD-Fraktionschef Rinderspacher: 19 Prozent beim Konklave sind ein ermutigendes Ergebnis für die bayerische Sozialdemokratie." Aber da kam nichts.

Wenig später wusste die ZDF-Fernsehgemeinde, wer Papst Franziskus war. Eines jedoch wusste sie immer noch nicht: Wer, zum Teufel, ist Dorothee Bär?

© SZ vom 06.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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