Digitalministerium:Konferenz mit Avatar

Lesezeit: 1 min

Der Avatar der Digitalministerin lädt zur Pressekonferenz. (Foto: SZ)

Judith Gerlach stellt virtuell ihre Pläne vor

Von Andreas Glas, München

Man muss Judith Gerlach erst mal suchen in dieser gewaltigen Betonhalle. Man schaut sich also um, man sieht ein Eichhörnchen vorbeifliegen, einen Pandabären, ein Krokodil, aber: keine Digitalministerin. "Hier vorne, ich winke gerade", sagt eine Frau. Ah, da ist sie ja, die Ministerin. Sie schwebt einen Meter über dem Boden, in einem roten Kleid. Was, bitteschön, ist denn hier los?

Um das Rätsel direkt aufzulösen: Die Frau im roten Kleid ist ein Avatar, ein virtuelles Abbild von Judith Gerlach, wie aus einem Computerspiel entsprungen. Und Eichhörnchen, Pandabär und Krokodil sind Avatare der Journalisten, die am Mittwochmorgen an der Pressekonferenz der Digitalministerin teilnehmen. Die Teilnehmer sitzen im Büro oder im Home-Office, mit Virtual-Reality-Brillen, die einem vorgaukeln, tatsächlich in dieser Betonhalle zu stehen, vor einer schwebenden Ministerin. Die erste Pressekonferenz dieser Art in Bayern, vielleicht sogar in Deutschland, heißt es aus dem Ministerium. In jedem Fall ist der virtuelle Raum ein passender Ort für eine Digitalministerin, um ihre Projekte zu präsentieren.

Seit zwei Jahren gibt es das Ministerium. Nun, zu Beginn des dritten Jahres, kündigt Gerlach (CSU) an, dass die sogenannte Bayern-App Anfang 2021 freigeschaltet werden soll - statt noch in diesem Jahr, wie ursprünglich angekündigt. Mit der App sollen die Bürger im Freistaat bestimmte Behördengänge per Smartphone erledigen können, zum Beispiel einen Antrag auf Landespflegegeld stellen oder den eigenen Wohnsitz ummelden. Auch Unternehmen sollen Onlinedienstleistungen nutzen können, über ein Programm, das an die Steuersoftware Elster gekoppelt ist. Damit soll es etwa möglich sein, Corona-Finanzhilfen zu beantragen. Die Pandemie sei schlimm, sagt Gerlach, sie habe allerdings einen "gewaltigen Schub bei der Digitalisierung" und ihrer Akzeptanz gebracht. Damit aber auch jeder die neuen Chancen nutzen könne, sei es wichtig, digitale Hürden abzubauen, etwa durch Websites, die auch sehbehinderte Menschen nutzen können. Die digitale Teilhabe nennt Gerlach "eine der wichtigsten sozialen Herausforderungen der Zukunft".

Um die Künstliche Intelligenz (KI) voranzutreiben und für kleine und mittlere Unternehmen besser nutzbar zu machen, kündigt Gerlach an, einen KI-Rat aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft einzusetzen, der die fachlichen und strategischen Leitlinien für die Arbeit der neuen bayerischen KI-Agentur erarbeiten und das Netzwerk auch nach außen repräsentieren soll.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: