Kratzers Wortschatz:Warum die Bayern nur noch happy sind

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Das Einfließen von Anglizismen in die deutsche Sprache ist seit Jahrzehnten zu beobachten. Und einige Wörter wirken bereits, als seien sie quasi urdeutsch. Das gilt für das Adjektiv cool ebenso wie für den Begriff happy.

Kolumne von Hans Kratzer

häppi

Die deutschen Rodlerinnen und Rodler sind im olympischen Eiskanal in Peking ihren Gegnern haushoch überlegen. Im Doppelsitzer-Wettbewerb gewannen am Mittwoch Tobias Wendl und Tobias Arlt vom Rodelclub Berchtesgaden die Goldmedaille. Viele Vereinsmitglieder fieberten gemeinsam am Bildschirm mit ihren Sportlern mit. Andrea Wendl, die Mama von Tobias Wendl, sagte in ein Mikrofon, sie seien alle so häppi über den Erfolg ihrer Goldbuben. Ihre Begeisterung ist auch mit Blick auf die Sprachentwicklung aufschlussreich. Das Einfließen von Anglizismen in die deutsche Sprache ist ja seit Jahrzehnten zu beobachten. Und einige Wörter wirken bereits, als seien sie quasi urdeutsch. Cool ist etwa aus der Jugendsprache nicht wegzudenken, gerade in Bayern. Wer käme noch auf die Idee, das Synonym bärig zu verwenden. Ähnlich ist es mit happy, das man, weil es sogar die Oma auf dem Dorf verwendet, häppi schreiben sollte. Alle sind häppi, niemand ist mehr glücklich. Der Vorteil: häppi ist kurz und knackig, klingt lustig, ist leicht auszusprechen, und wer es verwendet, fühlt sich auf der Höhe der Zeit.

dol

Wenn die im Becken angebrachten Düsen die Muskulatur lockern, werden im 28 Grad warmen Wasser des Dingolfinger Erlebnisbades Caprima oft interessante Gespräche geführt. Neulich sagte ein Badegast, als es um ein Wirtshaus ging, den schönen Satz: "Erscht neili hamma dol gwen!" Das Bairische gewinnt gerade dann besonders an Farbe, wenn es wie eine fremde Sprache klingt. Bei dem Beispiel aus dem Caprima sind Anklänge ans Schwedische nicht wegzuleugnen. Erst neulich sind wir dort gewesen, lautet die Übersetzung. In manchen Regionen Altbayerns sagt man zu dort tatsächlich dol. Dokumentiert ist dieses Wort in Michael Kollmers Lexikon "Die schöne Waldlersprach". Dort erfährt man, dass dol nicht nur dort, sondern auch neulich oder kürzlich heißen kann: "Dol amoi bin i dol gwen!" Es gibt sogar die Erweiterungsform dolad, aber die gebrauchen nur noch Ureinwohner bayerischer Randgebiete.

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