Der Ministerpräsident im Netz:Ein Jahr Seehofer-TV

Seit einem Jahr erklärt Horst Seehofer seine Sicht der Dinge auf Youtube. Im Internet findet er damit teilweise mehr Fans als in der eigenen Partei.

Katja Auer

Horst Seehofer hat ja seine ganz eigenen Formen der Kommunikation. Am Anfang, als er gerade Ministerpräsident geworden war, da schreckte er seine Minister regelmäßig mit Kurzmitteilungen per Handy auf. "Wo bleibt die Revolution", konnten die so Herausgeforderten da beispielsweise lesen.

Horst Seehofer im Netz: Seine Äußerungen zur Rente mit 67 werden besonders gut geklickt. (Foto: dapd)

Auch Goldene Bücher sind ein Medium, das Seehofer gern zur Verbreitung von Nachrichten benutzt. "Die Uniklinik kommt!!!" ist beispielsweise im Augsburger Exemplar zu lesen, was scharenweise CSU-Abgeordnete dazu verleitete, die Bücher ihrer Heimatgemeinden wahlweise zu verstecken oder demonstrativ aufzuschlagen, wenn der Ministerpräsident zu Besuch weilte.

Aber der Regierungschef hat noch ein weiteres Mittel gefunden, sich dem Volke mitzuteilen. Per Videobotschaft. Einen eigenen Bayernkanal hat Seehofer vor einem Jahr auf YouTube starten lassen und das sieht ganz nach einer Erfolgsgeschichte aus. 190 Videos sind schon zu sehen, über die Verleihung des bayerischen Fernsehpreises bis hin zum Start der Mittelschule.

Mit mehr als 67.200 Klicks ist das erfolgreichste Video des Kanals Seehofers Statement zur Rente mit 67. Die will er nämlich rückgängig machen, wenn sich die Wirtschaft weigert, Menschen über 50 einzustellen und stattdessen junge Fachkräfte aus dem Ausland holen will. In der eigenen Partei und auch beim Koalitionspartner löste Seehofer mit diesem Vorstoß Irritationen aus.

Da finden sich im Internet deutlich mehr Seehofer-Fans. Sieht ganz so aus, als lägen dem Ministerpräsidenten die modernen Kommunikationsmittel. Vielleicht sollte er seine Gedanken auch per Twitter in die Welt hinaussenden. Zum Beispiel an die CSU-Abgeordneten. Damit die mal merken, wie der Chef so tickt.

© SZ vom 13.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: