CSU und Seehofer:Wenn das Private politisch wird

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Die Gerüchte um Horst Seehofer beschäftigen auch die CSU-Fraktion. Doch nicht jeder sieht Klärungsbedarf.

Katja Auer

Eigentlich sind sie recht froh gestimmt, die CSU-Abgeordneten, die nach zwei Wochen Pfingstferien zu ihrer ersten Fraktionssitzung zusammenkommen. Gerade erst hat die CSU bei der Europawahl 48,1 Prozent der Stimmen eingefahren, ein Ergebnis, mit dem noch nicht einmal die Optimisten unter den Parlamentariern gerechnet hatten.

CSU-Chef Horst Seehofer. (Foto: Foto: seyboldtpress.de)

Eine "gewisse Aufbruchstimmung und Zuversicht in Richtung Bundestagswahl" beschreibt der Hofer Abgeordnete und Fraktionsvize Alexander König die Befindlichkeit der Parteibasis daheim. Er stelle fest, dass die Leute jetzt noch lieber in der CSU seien als vorher.

"Die Stimmung war vor der Wahl schon gut, jetzt erst recht, aber es setzt sich keiner zur Ruhe", sagt auch Fraktionsvize Renate Dodell aus dem oberbayerischen Weilheim. Alles super, also, es scheint wieder aufwärtszugehen aus dem Tal der Landtagswahlmisere.

Wenn da nicht diese Gerüchte um das Privatleben von Ministerpräsident Horst Seehofer wären. Sie trüben die gute Stimmung ein wenig, und es gibt viele Abgeordnete, die offen zugeben, dass sie zu Hause darauf angesprochen werden.

"Das ist ein Thema, selbstverständlich", sagt Innenexperte Christian Meißner aus dem oberfränkischen Lichtenfels. Die Leute seien neugierig, was da noch komme. Ob die CSU daran Schaden nehme? "Hilfreich ist es nicht", sagt Meißner.

Freilich werde geredet, bestätigt auch Reserl Sem. "Ist sie jetzt schwanger oder nicht?", wollten die Leute wissen. Sie selbst wolle das Gerede nicht beurteilen und hält sich an einen Satz von Fußballkaiser Franz Beckenbauer: "Gott liebt jedes Kind."

Einige Parlamentarier hätten von Seehofer allerdings gerne eine Aussage. "Wenn da was dran sein sollte, besteht ein gewisser Erklärungsbedarf", sagt etwa der Mittelfranke Dieter Breitschwert.

Jürgen Heike, der ehemalige Innenstaatssekretär, den Seehofer nicht mehr ins Kabinett geholt hat, sieht das genauso. "Ich gehe davon aus, dass es kein Problem für den Ministerpräsidenten ist, eine Erklärung abzugeben. Die Leute erwarten das", sagt er.

Die andere Hälfte der Fraktion sieht keinen Klärungsbedarf, und bei einigen Abgeordneten sei das Thema auch zu Hause keines. "Es gibt viele Leute, die sagen, das ist seine Privatsache", erklärt Fraktionsvize Karl Freller aus Schwabach. Er halte es ebenfalls für absolut in Ordnung, wenn jemand sein Privatleben für sich behalten wolle. "Das billige ich jedem Menschen zu", sagt er.

"Privatleben und Dienst sollte man trennen können", meint auch der Schwabe Reinhard Pachner. Bei ihr daheim würden die Leute danach beurteilt, was sie für Bayern leisten, sagt Petra Guttenberger aus Fürth. Gelassen reagiert Agrarexperte Gerhard Eck. "Welche Gerüchte?", fragt er und lacht. Seehofer werde schon rechtzeitig bekanntgeben, "was los ist".

In der Sitzung hatte dann doch niemand eine Klarstellung von Seehofer verlangt. "Den möchte ich mal sehen, der das macht", hatte der schon zuvor gesagt. Er bleibe dabei, sich nicht zu äußern.

© SZ vom 18.06.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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