CSU:Seehofer und Gauweiler spielen CSU-Mikado

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Wer sich zuerst bewegt, hat verloren: Eigentlich wollte Horst Seehofer den Parteirebellen Peter Gauweiler an herausgehobener Stelle in der CSU mitarbeiten lassen. Doch gesprochen haben sie bislang nicht miteinander.

Frank Müller

Der CSU-Vorstand hat sich konstituiert, das Präsidium wurde bestimmt - gut eine Woche nach der Neuwahl auf dem Nürnberger Parteitag nimmt die dort gewählte Führung Fahrt auf. Nur ein Name fehlt noch in den Personallisten: Peter Gauweiler. Der parteiinterne Euro-Rebell war in Nürnberg beim Versuch, Vize von Parteichef Horst Seehofer zu werden, mit großem Getöse gescheitert, sollte aber wegen seiner Fähigkeiten als Wahlkämpfer und Hüter der konservativen Flanke dennoch an herausgehobener Stelle zur Mitarbeit eingeladen werden, so Seehofer.

Ein paar Tage" hatte Seehofer noch in Nürnberg als Zeitrahmen dafür genannt, wann er mit Gauweiler darüber ins Gespräch kommen wollte. Doch am Montag, neun Tage danach, wurden in der Führung zwar dutzendweise Posten neu vergeben. Der Name Gauweiler jedoch war nicht darunter, aus den "paar Tagen" könnten gut ein "paar Wochen", wenn nicht ein "paar Monate" werden.

Denn momentan spielen Gauweiler und Seehofer eine Art CSU-Mikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Gespräche habe es keine gegeben, ließ Gauweiler im Focus verlauten, was Seehofer gleichzeitig bestätigte und relativierte: mit der feinsinnigen Formel, es gebe zwar keine "Gespräche", wohl aber "Kontakte" mit Gauweiler. Das sollte offenbar bedeuten: Man redet derzeit zwar nicht, tauscht aber, wohl über Dritte, Positionen aus. "So sind die feinen Unterschiede", lächelte Seehofer. Nun werde man sehen, "ohne Hektik, in aller Ruhe".

Die ohnehin unwahrscheinliche Möglichkeit, Gauweiler ganz oben auf Vorstandsebene mit zu platzieren, dürfte jedenfalls erst einmal vorbei sein. Am Montag erweiterte sich der neue Vorstand per Beschluss zunächst einmal um die gut 30 sogenannten kooptierten Mitglieder, also Führungspersonen, die in Nürnberg nicht gewählt wurden, aber dennoch wichtig sind.

Zugleich wurde das wichtige Präsidium neu besetzt, ein engerer Führungskreis für das operative Geschäft. Hier setzte Seehofer den personellen Reformkurs fort und ließ neben den ohnehin feststehenden zwölf Mitgliedern der obersten Parteispitze sieben weitere Mitglieder komplett neu wählen. Vertreten sind nun nicht mehr automatisch die Führungsfiguren aus Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europaparlamenten.

Seehofer stärkte stattdessen, auch um die Schlagkraft im Wahlkampf zu erhöhen, die regionalen Verbände und ließ jene fünf Bezirkschefs hinein wählen, die in Nürnberg die besten Wahlergebnisse erzielt hatten. Das sind die bayerischen Minister Joachim Herrmann (Innen), Emilia Müller (Europa), ihre Bundeskollegen Ilse Aigner (Verbraucherschutz) und Hans-Peter Friedrich (Innen) sowie der niederbayerische EU-Parlamentarier Manfred Weber. Dazu kommt je ein Posten für die beiden, die in den wegen der Quote nötigen separaten Männer- und Frauenwahlgängen am besten abschnitten: Finanzminister Georg Fahrenschon und Umweltstaatssekretärin Melanie Huml. Sie hat nun ihrem Chef Markus Söder einen direkten Präsidiumsplatz voraus. Der aber soll, ebenso wie Schulminister Ludwig Spaenle und Landtagsfraktionschef Georg Schmid, noch kooptiert werden, kündigte Seehofer an.

© SZ vom 18.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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