CSU: Huber und Seehofer:Die ewigen Gegner

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Horst Seehofer und Erwin Huber haben sich immer bekämpft. Am Ende hätte der eine den anderen gerne gehalten - aus Nützlichkeitsgründen.

Peter Fahrenholz

In jeder Partei gibt es unter dem Führungspersonal, grob gesprochen, drei Arten von persönlichen Verhältnissen. Da sind die Seilschaften, in denen man sich gegenseitig hilft und wo diejenigen, die schneller vorangekommen sind, versuchen, ihre Günstlinge nachzuholen. Es gibt neutrale Verhältnisse, bei denen man sich weder hilft noch schadet. Und es gibt Antagonisten, die aus politischen oder persönlichen Gründen unentwegt gegeneinander arbeiten.

Horst Seehofer (l.) muss einen Nachfolger für Erwin Huber suchen. (Foto: Foto: AP)

In der CSU sind Horst Seehofer und Erwin Huber zeitlebens solche Antagonisten gewesen. Von Huber gibt es das Bonmot, er würde noch auf dem Sterbebett die Hand heben, um gegen Seehofer zu stimmen. Wann immer Seehofer wegen irgendeiner Unbotmäßigkeit auf einem CSU-Parteitag abgestraft werden sollte, hat Huber den Denkzettel der Delegierten organisiert.

Umgekehrt hat Seehofer keine Gelegenheit ausgelassen, die Gefahren einer neoliberalen Ausrichtung der CSU anzuprangern, für die in seinen Augen Huber stand. Insofern konnte Erwin Huber kaum darauf hoffen, dass ihn ausgerechnet Seehofer aus seiner bedrohlichen Lage retten würde.

Trotzdem ist Hubers Abgang für Seehofer keineswegs der endgültige Triumph über einen alten Widersacher. Aus Nützlichkeitserwägungen hätte Seehofer Huber gerne mit an Bord gehabt. Denn der Niederbayer ist so etwas wie die wandelnde Datenbank der CSU.

Seit Ende der 80er Jahre ist Huber in irgendeiner seiner Funktionen an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt gewesen. Er war lange Jahre der treue Knecht, erst von Theo Waigel, dann von Edmund Stoiber. Huber ist die seltene Mischung eines politischen Generalisten, der stets auch die Details parat hatte.

Außerdem ist er verhandlungserfahren, er saß schon in zahllosen Koalitionsrunden oder Kommissionen von CDU und CSU. Deshalb hätte Seehofer Huber auch gerne zum Fraktionschef gemacht und es ist rätselhaft, warum Huber, die Entwicklung der Landesbank vor Augen, auf diesen Zug nicht aufgesprungen ist, als dazu noch Zeit gewesen wäre. Es gehört zum Anekdotenschatz der CSU, dass vor allem Hubers Ehefrau Helma großen Wert darauf gelegt hat, dass ihr Erwin Minister bleibt.

"Der Erwin ist verbrannt"

Das ist jetzt vorbei, und auf irgendeine andere Verwendung kann Huber auch nicht hoffen. "Der Erwin ist verbrannt", heißt es in der CSU-Fraktion. Das wird auch Fraktionschef Georg Schmid mit gewaltiger Erleichterung registrieren.

Der Vater des Rauchverbots hatte nach der Wahl mit knapper Not seinen Kopf retten können und hätte für den Fall, dass Huber mit leichteren Blessuren davongekommen wäre, immer noch um sein Amt fürchten müssen. Denn es kursierte die Variante, dass Seehofer Schmid ins Kabinett verpflichten könnte, um den Fraktionsvorsitz doch noch mit Huber zu besetzen. Das hat sich erledigt.

Dafür blühen andere Varianten jetzt so richtig auf. Dass mit Huber eine der Korsettstangen aus Seehofers zukünftigem Kabinett gebrochen wurde, eröffnet ganz neue Möglichkeiten und beflügelt die Phantasie sowohl der Ehrgeizlinge wie der Frustrierten, die sich nach einer anderen Verwendung sehnen.

So wird kolportiert, Joachim Herrmann, als Innenminister bisher eine blasse Figur, könne Finanzminister werden. Nutznießer einer solchen Rochade hofft Markus Söder zu werden, der dann ins Innenministerium hochrücken könnte. Auch der als amtsmüde geltende Kultusminister Siegfried Schneider sieht seine Chancen steigen, einen anderen Posten zu ergattern. Zumal Schneider befürchten muss, dass womöglich die FDP nach seinem jetzigen Amt greift. Von dieser Angst ist angeblich auch Wissenschaftsminister Thomas Goppel umgetrieben, der dann wohl ganz auf der Strecke bleiben würde.

Die naheliegendste Variante für Seehofer wäre, Hubers Staatssekretär Georg Fahrenschon zu befördern, der ohnehin als der kommende Mann fürs Finanzressort gilt. Doch Fahrenschon ist auch als möglicher Generalsekretär im Gespräch. Hubers Abgang vergrößert allerdings auch Seehofers Spielraum für eine Berufung von außen. In Frage für das Finanzministerium käme nämlich auch Markus Ferber, der ehrgeizige schwäbische Bezirkschef der CSU. Ferber sitzt im Haushaltsausschuss des Europaparlaments und ist der Finanzexperte der CSU-Truppe in Brüssel.

© SZ vom 23.10.2008/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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