CSU: Analyse des Wahldebakels:Seehofer lädt zur Kritik

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Die CSU analysiert die Gründe für das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl. Dabei präsentiert sich Ministerpräsident Horst Seehofer erstaunlich kritikfähig.

CSU-Chef Horst Seehofer will sich einer schonungslosen Wahlanalyse stellen. "Die kann gar nicht offen genug sein, ich habe da überhaupt keine Probleme", sagte Seehofer vor Beginn einer CSU-Vorstandssitzung am Montag in München. Der CSU-Vorstand will sich eineinhalb Monate nach dem Debakel bei der Bundestagswahl einer Analyse des Ergebnisses widmen. Mit 42,5 Prozent der Wählerstimmen in Bayern waren die Christsozialen weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückgeblieben.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sitzt nach Ansicht von Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder "fest im Sattel". (Foto: Foto: ddp)

Seehofer betonte, dass er auch gegenüber Diskussionen und Kritik seine eigene Person betreffend offen sei: "Auf mich braucht da niemand Rücksicht nehmen." Zugleich appellierte der 60-jährige an seine Partei, sich "nicht pausenlos mit sich selbst" zu beschäftigen. Wichtig sei es, eine "vernünftige Arbeit" für die bayerische Bevölkerung zu machen. Nur so lasse sich das Vertrauen der Wähler in die Partei wieder steigern.

Gesellschaftliche Veränderungen verschlafen

Der bayerische Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) warnte unterdessen nach dem schlechten Abschneiden der Christsozialen bei der Bundestagswahl vor Personaldiskussionen. Personalfragen seien "sicher falsch": Parteichef Horst Seehofer sitze "fest im Sattel" und sei "klar die Nummer eins", sagte Söder.

Bei der Frage, was in den vergangenen Jahren schief gelaufen sei, gehe es vielmehr um Strukturfragen. Bayern habe sich verändert, "aber die CSU vielleicht in den letzten Jahren nicht so stark", wenn man etwa das Wahlergebnis bei jüngeren Frauen und Familien anschaue. Die Grundfrage sei, ob die Partei sich genügend auf die Zukunft eingestellt habe und den Spagat zwischen ihren traditionellen konservativen Wählergruppen und der modernen Entwicklung einer Gesellschaft geschafft habe.

Der neue CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich ermahnte seine Partei vor der Sitzung, zu ihren Fundamenten zurückzukehren. Nur so könne es gelingen, "nächstes Mal wieder 50 Prozent zu haben", sagte Friedrich.

Unterdessen kritisierte der Vorsitzende der CSU-Europagruppe im EU-Parlament, Markus Ferber, eine mangelnde Transparenz bei den bisherigen Richtungsentscheidungen in der CSU. "Es ist in der CSU zur Gewohnheit geworden, dass nur noch kleine Kreise die politische Richtung vorgeben", bemängelte Ferber: "Das muss jetzt langsam wieder geöffnet werden."

© dpa/ddp-bay/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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