Coburg:Mädchenmörder kommt bald frei

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Manfred W. hat zur "Befriedigung seines sadistischen Geschlechtstriebes" drei Mädchen ermordet. Seit 40 Jahren sitzt er im Gefängnis. Doch spätestens im Herbst soll er auf Bewährung freigelassen werden.

Olaf Przybilla

Drei Mädchen hat Manfred W. in Oberfranken ermordet. Am 15. Dezember 1971 war er deswegen vom Landgericht Coburg zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden - wegen Mordes "zur Befriedigung seines sadistischen Geschlechtstriebes", wie es im Urteil heißt. Nach mehr als 40 Jahren in Haft wird der inzwischen 69-Jährige spätestens am 31. September auf Bewährung aus der Justizvollzugsanstalt Straubing entlassen werden. Die Staatsanwaltschaft Coburg hatte im Januar Beschwerde gegen einen Beschluss der Strafvollstreckungskammer Regensburg auf Aussetzung der Haft eingelegt, diese wurde nun abgelehnt. Also wird W. aus dem oberfränkischen Ort Kaltenbrunn, dessen Fall für bundesweite Schlagzeilen gesorgt hatte, spätestens im Herbst freikommen.

Die Anwältin von Manfred W., Gerlinde Groß, begrüßt den Beschluss. Sie habe lange gekämpft für die Haftentlassung ihres Mandanten. Von W., ist die Anwältin überzeugt, gehe inzwischen keine Gefahr mehr aus. So könne sich ihr Mandant wegen verschiedener Krankheiten kaum noch selbständig fortbewegen. Eine "Therapie im heutigen Sinne" habe Manfred W. zwar nicht durchlaufen. Der ehemalige Bitumenmischer sei aber bei Haftantritt mit den damals üblichen "triebhemmenden Medikamenten" behandelt und später auch kastriert worden.

Ungeklärt ist bislang, wo W. nach der Entlassung im Herbst unterkommt. Bisher hat sich keine Einrichtung bereiterklärt, den 69-Jährigen aufzunehmen. In Frage kämen, Anwältin Groß zufolge, soziale Einrichtungen - aber auch Klöster im benachbarten Ausland, wo die Bereitschaft, ehemalige Strafgefangene aufzunehmen, deutlich höher sei. In Betracht käme aus Sicht ihres Mandanten überdies eine Unterbringung bei Verwandten, auch in Oberfranken.

In seinem Heimatort Kaltenbrunn im Kreis Coburg hatte die mögliche Freilassung von W. bereits im vergangenen Jahr starke Reaktionen ausgelöst. Die Opfer des Mannes stammten allesamt aus Kaltenbrunn oder der näheren Umgebung. Zwei seiner Opfer waren 16 Jahre alt, sein erstes Opfer, eine Auszubildende aus einem Kaltenbrunner Friseurgeschäft, war 14 Jahre alt. Ihr war er im Dezember 1968 im Schnee gefolgt, hatte sie erstochen und in den Main gestoßen.

Die Aussetzung der Haft ist an Auflagen geknüpft: So wird Manfred W. ein Bewährungshelfer an die Seite gestellt, seinen Wohnsitz darf er nur mit dessen Zustimmung wechseln. W. darf keinen Kontakt mit Minderjährigen pflegen. Außerdem muss er sich einer ambulanten Sexualtherapie unterziehen.

© SZ vom 12.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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