Chiemsee:Umstrittenes Jodl-Kreuz soll vorerst bleiben

Obwohl das Nutzungsrecht für das Grab an diesem Donnerstag ausläuft, soll das umstrittene Gedenkkreuz für den Wehrmachtsgeneral und Kriegsverbrecher Alfred Jodl auf der Fraueninsel im Chiemsee vorerst stehen bleiben. An dem Grab auf dem Inselfriedhof soll sich laut der Verwaltungsgemeinschaft Breitbrunn, zu der die kleine Gemeinde Chiemsee gehört, mindestens bis 20. Februar nichts ändern. Erst dann werde sich der Gemeinderat wieder mit einem Antrag der Nachfahren von Jodls zweiter Ehefrau befassen, das Grab zu erhalten. In der Januar-Sitzung sei es wegen fehlender Unterlagen zu keiner Entscheidung gekommen. Der Gemeinderat hatte unter dem Druck des öffentlichen Aufsehens und einer Landtagspetition 2014 beschlossen, das nun auslaufende Nutzungsrecht nicht zu verlängern. Zuletzt hat er aber hinter verschlossenen Türen mehrmals über eine weitere "Duldung" des Grabs gesprochen. Dazu, wie eine solche "Duldung" und eine künftige Grabstelle aussehen könnten, macht die Gemeinde keine Angaben. Wirklich begraben liegen auf der Insel nur die beiden Ehefrauen, während die Asche des als Kriegsverbrecher hingerichteten Jodl in die Isar gestreut wurde. Der Inselbürger Georg Wieland als Initiator der Petition verlangt, dass das Grab nun auch wirklich aufgelöst wird, befürchtet aber gleichwohl "Tricksereien" der Gemeinde. Auch der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner hat das Jodl-Grab immer wieder zum Thema gemacht - und zum Objekt seiner künstlerischen Interventionen inklusive darauf folgender Verfahren wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe.

© SZ vom 25.01.2018 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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