Brauchtum:Mainz feiert Fastnachts-Beginn: Kritik an Ticket-Verkauf

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Gardisten trommeln auf dem Schillerplatz in Mainz. (Foto: Lando Hass/dpa)

Tausende feiern in Mainz ausgelassen den Beginn der fünften Jahreszeit. Es gibt aber auch Kritik.

Von Ira Schaible (Text) und Lando Hass (Fotos), dpa

Mainz (dpa/lrs) - Mit Helau-Rufen und Konfetti haben Zehntausende Menschen in der Fastnachtshochburg Mainz um 11.11 Uhr die fünfte Jahreszeit begrüßt. „Wer die Fastnacht einmal mitgemacht hat, der verliert sein Herz an diese Stadt“, rief Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) vom Balkon des barocken Osteiner Hofs in die Menschenmenge. „Doch niemals Platz zu keiner Zeit haben Hass und Fremdenfeindlichkeit - in Mainz nicht und auf der ganzen Welt -, wenn jeder sich dagegen stellt“, rief Haase in seiner ersten Eröffnung der Fastnacht. „Ruft laut Helau, so oft es geht, weil es für unsere Freiheit steht.“

Zu Zwischenfällen kam es zunächst auch nicht. „Die Leute feiern friedlich und ausgelassen“, sagte eine Polizeisprecherin. Nach Angaben der Beamten feierten insgesamt 30 000 Menschen.

Am Abend zog die Polizei eine positive Bilanz: Bis 21.00 Uhr habe es nur wenige Einsätze gegeben und „trotz sichtbar hohem Alkoholpegel bei vielen Feiernden“ kaum Aggressionsdelikte, hieß es von den Beamten.

Für Verdruss sorgte bei vielen Narren jedoch die Entscheidung, den Schillerplatz mit dem Fastnachtsbrunnen im Herzen der Innenstadt abzusperren und Eintrittskarten zu verkaufen. Die 9000 Tickets für je sieben Euro waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft, manche wurden auf dem Schwarzmarkt für deutlich mehr Geld angeboten. Trotzdem sprach der Veranstalter zunächst von nur 6500 bis 7000 Menschen auf dem Schillerplatz. „Das Stadtgebiet rund um den Schillerplatz ist voll. Da sind mehrere Tausend unterwegs“, sagte die Polizeisprecherin.

Die Mainzerin Silke versuchte mit Freunden, vor der Absperrung etwas vom Bühnenprogramm auf dem Schillerplatz mitzubekommen. Ein Ticket hatten sie nicht, wollten aber auch keins: „Das ist unser Kulturgut, das vermarkten sie jetzt“, kritisierte die 54-Jährige. Andere Mainzer blieben in diesem Jahr dem Schillerplatz fern - oder fuhren sogar lieber ins Rheinland.

Die Mainzerin Anke (45), die mit zwei Freundinnen aus München und Stuttgart in Nonnenkostümen unterwegs war, zeigte sich zwar mit dem Preis für die ergatterten Tickets einverstanden. „Sie haben ja hier für Sicherheit gesorgt.“ Die Gardistin kritisierte aber, es habe im Vorfeld viel zu spät und viel zu wenig Informationen zum Ticket-Verkauf gegeben.

„Spaß kostet jetzt in Mainz Geld, das ist traurig“, sagte die 22 Jahre alte Lea, die mit drei Freunden in Tierkostümen auf dem Schillerplatz feierte. „Das ist doch ein öffentlicher Platz.“ Ihre Mutter habe die Karten nach zwei Stunden Wartezeit ergattert. „Noch mal Tickets kaufen würde ich aber nicht.“ Bei den sieben Euro bleibe es ja auch nicht, sagte ihre gleichaltrige Freundin Marisa mit Blick auf die Bierpreise und die Einschränkungen bei den Plastikflaschen, die mitgebracht werden durften. „Da muss man für den 11.11. ja sein Sparschwein schlachten.“

Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) begründet die Absperrung mit Sicherheitsmaßnahmen und der Kontrolle des Glasverbots. Weil der 11.11. in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, hat er das Musik- und Bühnenprogramm um gut vier Stunden bis 21.45 Uhr ausgeweitet. Unter den 20 Programm-Nummern waren Stars der Mainzer Fastnacht wie die Hofsänger, Thomas Neger und die Humbas sowie Oliver Mager, aber auch Newcomer. Zum Abschluss sollte die Coverband Steplight spielen.

Am 11.11. wird das närrische Datum mit der Zahl elf gefeiert - diese wird als Abkürzung für die französischen Revolutionsideale Égalité, Liberté, Fraternité (Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit) gedeutet.

Den offiziellen Beginn der Kampagne markiert in Mainz aber erst der Neujahrstag. Höhepunkt ist der Rosenmontag am 12. Februar. Das närrische Motto der Fastnachtskampagne 2024 lautet „Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum Schoppe ein“.

© dpa-infocom, dpa:231110-99-901988/8

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