Blattmacher-Wettbewerb 2022/23:Wer hinter Bayerns besten Schülerzeitungen steckt

Lesezeit: 4 min

Nachwuchs-Redakteure bei der Siegerehrung des Blattmacher-Wettbewerbs im Literaturhaus München. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

Die schönste Erfahrung, die größte Herausforderung: Redakteurinnen und Redakteure der Sieger-Schülerzeitungen erzählen von ihren Recherchen.

Protokolle von Miriam Treitinger

Tintenklecks

Anna Strang. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Anna Strang, 9, hat für den Tintenklecks vor allem fiktive Geschichten geschrieben. Da geht es zum Beispiel um einen unsterblichen Pharao oder ein sprechendes Tagebuch.

Die schönste Erfahrung: Auf jeden Fall das Zusammenarbeiten mit den anderen. Zum Beispiel, wenn wir die Texte getippt haben. Da haben wir auch häufig zusammen gelacht.

Die größte Herausforderung: Zeitdruck - wir konnten immer nur montags an den Artikeln weiterschreiben. Aber am Ende war doch immer alles rechtzeitig fertig.

Der Traumberuf: Ich würde sehr gerne Lehrerin werden. Wir haben im Hort immer Schule gespielt, und ich war meistens die Lehrerin. Das hat Spaß gemacht.

Das meint die Jury: Der Tintenklecks sticht schon durch sein handliches DIN-A5-Format hervor und passt garantiert in jeden Schulranzen. Im Vorwort verspricht die Redaktion spannende Sachartikel, interessante Berichte und knifflige Rätsel - und hält dieses Versprechen bis zur letzten Seite ein. Eine gelungene Premiere!

Hummelnews

Francesca Molino. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Francesca Molino, 16, hat für die Hummelnews allerlei Rezepte herausgesucht und Gerichte fotografiert. Von der Lasagne bis zum Apfelstrudel. Der Fokus lag hier auf der Vorstellung und Testung verschiedener Teigsorten.

Die schönste Erfahrung: Mit der Zeit haben wir uns alle immer besser verstanden. Das lag an der guten Kommunikation. Wir haben uns auch in der Freizeit getroffen, deshalb ist unsere Bindung stärker geworden.

Die größte Herausforderung: Informationen herauszufinden und die Artikel zu schreiben, war nicht immer leicht. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

Der Traumberuf: Schauspielerin! Ich habe es schon immer geliebt, Schauspielern zuzuschauen. Seitdem ich ein Kind war, ist es deshalb mein Traum, Schauspielerin zu werden.

Das meint die Jury: Kann man Krieg und Kniebeuge, Tetrapackverbot und Frauenrechte ernsthaft unter ein Titelthema klammern? Man kann! Der Trick der zwölfköpfigen Redaktion: Sie erzählt die Geschichten sehr nah am Schulalltag. Und eine klare Heftführung hilft durch 32 Seiten bis ganz nach hinten zum witzigen Lehrerhaustierrätsel.

Kunterbunte Schatztruhe

Daniel Stemp. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Daniel Stemp, 13, hat einen zwei Seiten langen Artikel über Fakes und Verschwörungstheorien im Internet geschrieben. Zum Beispiel hat er sich mit dem skurrilen Mythos befasst, dass man sich mit Kokain gegen Corona impfen kann - und erklärt, warum das natürlich Blödsinn ist.

Die schönste Erfahrung: Ich durfte das Titelbild gestalten. Außerdem habe ich Karikaturen von Donald Trump gezeichnet, die den Rand der Seite dekorieren.

Die größte Herausforderung: Dass es lange gedauert hat, Artikel zu schreiben. Und das Überarbeiten.

Der Traumberuf: Erst wollte ich Zeichner sein, jetzt Sänger. Ich mag das Singen, weil man es überall machen kann: beim Duschen, Geschirrspüler ausräumen...

Das meint die Jury: Die Kunterbunte Schatztruhe macht ihrem Namen alle Ehre - mit einem abgestimmten Gesamtpaket, das zum Entdecken einlädt. Hochaktuell ist der Schwerpunkt über Fakes und Falsches. Die Seiten sind ansprechend gestaltet. Zu so einer Schatzsuche darf auch die nächste Schatztruhe gerne wieder einladen!

Konturen

Philipp Wohlfart. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Philipp Wohlfart, 19, ist "leitender Chefredakteur" von Konturen - obwohl die Hierarchien in der Schülerzeitung eigentlich eher flach sind. Er hat die Artikel koordiniert und das Layout mitgestaltet.

Die schönste Erfahrung: Bei einem Schülerzeitungsseminar im Kloster Banz in Oberfranken haben wir Tipps von Journalisten bekommen. Es gab schöne Seminare und das Gemeinschaftsgefühl hat sich verstärkt. Am Ende waren wir fast wie eine Familie.

Die größte Herausforderung: Es war oft schwierig, sich auf Themen zu einigen. Dabei haben wir uns immer die Frage gestellt, was die Schüler interessiert und gleichzeitig nicht zu abgedroschen ist. Uns war es wichtig, immer nah an den Schülern und Lehrern zu sein.

Der Traumberuf: Tatsächlich Journalist. Vor allem interessiert mich der Sportjournalismus. Mein Traum ist es, von den Olympischen Spielen oder der Fußball-Weltmeisterschaft zu berichten.

Das meint die Jury: Dieses Heft überzeugt durch seine Interaktivität mit den Schülerinnen und Schülern. So baut die Redaktion mit einem Selbstquiz zur eigenen "Love language" gezielt Kontakt auf. Das Titelthema "Liebe" wird vielfältig aufbereitet und kommt vor allem bei der jungen Zielgruppe an, was sich auch deutlich im Juryvotum gezeigt hat.

Girls Power & Everybody

Tyler Harvey. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Tyler Harvey, 16, hat einen Lehrer interviewt, der immer eine Biker-Jacke der Marke Harley-Davidson trägt. Während des Interviews hat sich herausgestellt, dass der Lehrer eigentlich ein wenig Angst vor dem Motorradfahren hat - die Jacke hat er von seiner Frau geschenkt bekommen.

Die schönste Erfahrung: Wir haben als Redaktion gemeinsam an einer eigenen Kleidungskollektion gearbeitet. Leider sind wir damit dieses Jahr noch nicht fertig geworden.

Die größte Herausforderung: Vielleicht die Meetings. Es war echt schwer, Tage zu finden, an denen jeder Zeit hat.

Der Traumberuf: Ich würde gerne irgendetwas mit Design machen - wahrscheinlich Modedesign. Ich finde es traurig, dass so viele Leute gleich angezogen sind.

Das meint die Jury: Diese Zeitung ist am Puls der Zeit und setzt sich auf originelle Weise mit aktuellen Themen auseinander, die auch Schüler und Schülerinnen betreffen - von Rassismus über Klimakrise bis Ukraine-Krieg. Gleich ins Auge sticht das KI-generierte Cover. Der Wechsel zwischen Leichtem und Schwererem gelingt mühelos.

W.I.R. - Weil International Rockt

Redwan Abdulrahman. (Foto: Robert Hass, Florian Peljak, Collage: SZ)

Redwan Abdulrahman, 23, hat für W.I.R ein Gedicht mit dem Titel "Glück" geschrieben. Zusammen mit dem Rest der Redaktion hat er außerdem an einer Fotoreihe gearbeitet - ebenfalls zum Thema Glück.

Die schönste Erfahrung: Dass wir zusammengearbeitet und so viel gelacht haben. Das war schön.

Die größte Herausforderung: Gar nichts. Es hat immer alles geklappt und wir haben uns gut verstanden.

Der Traumberuf: Übersetzer für Englisch, Kurdisch und vielleicht Deutsch. Die Geschichten der Leute interessieren mich sehr, und ich möchte gerne helfen, wo ich kann.

Das meint die Jury: Diese Zeitung schafft es, anhand des Themas Glück ein besonderes Merkmal der Schule - ihre Internationalität - auf einzigartige und kreative Art und Weise abzubilden. Hervorzuheben sind zudem interaktive Elemente wie die QR-Codes, mit denen man Stop-Motion-Filme abspielen kann.

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