Blattmacher-Wettbewerb:"Man sollte sich immer fragen, woher eine Information kommt"

Blattmacher-Wettbewerb: Für "Die Idee" wurde die Maria-Ward-Realschule Mindelheim beim SZ-Schülerzeitungswettbewerb in ihrer Kategorie als Sieger ausgezeichnet.

Für "Die Idee" wurde die Maria-Ward-Realschule Mindelheim beim SZ-Schülerzeitungswettbewerb in ihrer Kategorie als Sieger ausgezeichnet.

(Foto: Robert Haas)

"Die Idee" der Maria-Ward-Realschule Mindelheim wurde als eine der besten Schülerzeitungen Bayerns ausgezeichnet. Nun folgte die Belohnung: ein Workshop für noch mehr kritischen Journalismus.

Interview von Maximilian Gerl, Mindelheim/München

Ausgezeichnet für Ausgezeichnetes: Mit ihrer Idee machte die Maria-Ward-Realschule Mindelheim im vergangenen Jahr den ersten Platz beim Blattmacher, dem großen bayerischen Schülerzeitungswettbewerb von Süddeutscher Zeitung und Kultusministerium. Nun wurde ein Teil der Siegprämie eingelöst: ein Workshop für die Redaktion - zu einem ziemlich komplexen Thema. Leonie, zehnte Jahrgangsstufe, Luca, achte, und Betreuungslehrer Florian Schomanek erzählen, wie guter Journalismus auch für Schülerzeitungen aussehen kann.

SZ: Leonie, du hast schon vergangenes Jahr bei der Idee mitgemacht und warst bei der Blattmacher-Siegerehrung im Münchner SZ-Turm dabei. Wie war's?

Leonie: Sehr toll. Eigentlich machen wir die Schülerzeitung ja nur aus Spaß. Aber ich bin stolz, dass wir die beste bei den Realschulen geworden sind.

Wie alle Siegerschulen habt ihr einen Workshop bekommen, in eurem Fall mit Sebastian Beck, Leiter der SZ-Bayernredaktion. Um was ging es?

Luca: Das Thema war "Legalität und Ethik im Journalismus".

Leonie: Da ging es zum Beispiel darum, wann Zeitungen Nationalitäten von Verdächtigen nennen dürfen. Oder welche Bilder überhaupt veröffentlicht werden dürfen.

Florian Schomanek: Ich musste kaum was sagen, so gut wurde diskutiert. Ich fand überraschend, dass sich der Workshop wie eine richtige Redaktionssitzung angefühlt hat.

Luca: Mich hat überrascht, wie wenige Länder auf der Welt es gibt, in denen die Medien so frei berichten können wie bei uns.

Über Ethik im Journalismus werden ganze Doktorarbeiten geschrieben. Was nehmt ihr für den Redaktionsalltag mit?

Leonie: Wir haben uns vorgenommen, noch mehr auf alle Meinungen einzugehen. Und wir wollen kritische Themen angehen.

Zum Beispiel?

Schomanek: Wir arbeiten um ein halbes Schuljahr versetzt. Gerade machen wir die Ausgabe fertig, die am Ende dieses Schuljahres erscheinen soll, und fangen mit der Ausgabe fürs nächste an. Das Titelthema steht schon fest: Welche Folgen Social Media hat. Dazu wird es unter anderem einen Selbstversuch geben, ein, zwei Wochen ohne Handy - und wahrscheinlich digitale Entzugserscheinungen.

Und über was habt ihr in der Ausgabe geschrieben, die in diesem Schuljahr erscheinen wird?

Luca: Es geht um Mensch und Tier. Ich war beteiligt an einem Text über Tierschutzverletzungen und inwieweit die Tierhaltung gesetzlich geregelt ist.

Leonie: Ich habe über Rechtspopulismus geschrieben.

Das klingt jetzt schon ziemlich kritisch. Wie informiert ihr euch eigentlich übers Weltgeschehen? Über Insta und Tiktok?

Leonie: Seit dem Workshop bin ich da auf jeden Fall kritischer. Man sollte sich immer fragen, woher eine Information kommt.

Luca: Social Media benutze ich selten, um an Nachrichten zu kommen. Wenn ich gezielt etwas suche, schaue ich bei Medien wie der Tagesschau.

Eine Folge eures Siegs ist, dass ihr dieses Jahr beim Blattmacher nicht mitmachen dürft, damit andere Redaktionen eine Chance auf den Sieg haben. Wie sehr ärgert das?

Schomanek: Das ist überhaupt kein Beinbruch. Wir machen einfach nächstes Jahr wieder mit - so viel Geduld haben wir!

Die 18. Runde im Blattmacher-Wettbewerb

Der Blattmacher wird volljährig! In diesem Jahr laden die Süddeutsche Zeitung und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus zum 18. Mal die bayerischen Schülerzeitungsredaktionen ein, am großen Blattmacher-Wettbewerb teilzunehmen. Mitmachen können Schülerzeitungen von Grundschulen, Mittelschulen, Förderschulen, Realschulen, Gymnasien und Beruflichen Schulen aus Bayern. Es werden auch Preise für die besten Online-Schülerzeitungen vergeben. Die drei besten Redaktionen pro Schulart sowie die drei besten Online-Medien bekommen zwischen 200 und 500 Euro Preisgeld von der Nemetschek Stiftung.

Die Sieger jeder Kategorie zählen zum "Club der Besten" und bekommen ein spezielles Belohnungsprogramm von Nemetschek Stiftung und SZ. Wie diese Belohnung aussieht, wird aber erst bei der Siegerehrung Ende Juli in München verraten. Einzureichen sind sechs gedruckte Exemplare einer Ausgabe, die zwischen dem 16. Juni 2022 und dem 16. Juni 2023 erschienen ist. Bei reinen Online-Schülerzeitungen genügt das Absenden des Anmeldeformulars. Einsendeschluss ist der 16. Juni 2023. Weitere Details zur Teilnahme gibt es unter sz.de/blattmacher-wettbewerb.

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