Bildungspolitik:Kritik am Lehrermangel

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Freie Wähler bringen Gesetzentwurf zu Unterrichtsgarantie ein

Die Aussichtslosigkeit eines Unterfangens zu ignorieren, gehört zum Kerngeschäft der Oppositionsarbeit. Besonders, wenn die zu kritisierende Regierungspartei mit ihrer Stimmenmehrheit alles abbügeln oder durchziehen kann. Aussichtslos dürfte auch der Gesetzesentwurf der Freien Wähler sein, eine Garantie auf Pflichtunterricht ins bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz zu schreiben. Das ist Michael Piazolo, dem bildungspolitischen Sprecher und Chef des Hochschulausschusses im Landtag, durchaus bewusst. Trotzdem hat er seinen Gesetzentwurf nun in den Landtag eingebracht. Unterrichtsausfall sei nun mal "das drängendste Problem". Es könne nicht sein, dass das Ministerium jedes Jahr wieder von der Grippewelle überrascht werde und dann an vielen Schulen Unterricht ausfalle, weil auch die 2400 Springer längst verplant sind, die in Notfällen eigentlich ihre erkrankten Kollegen vertreten sollten.

Die Personalsituation sei auf Kante genäht, kritisierte Piazolo, und dass, obwohl Hunderte angehende Realschul- und Gymnasiallehrer nach dem Referendariat keinen Job finden. Kritik an der Einstellungspolitik und ungenauen Schülerprognosen - der Basis für den Lehrerbedarf - üben Freie Wähler wie Grüne und SPD schon lange. Die Opposition fordert einen Personalpuffer von mindesten zehn Prozent. Die Unterrichtsplanung dürfe nicht nur am ersten Schultag funktionieren, sagt Piazolo.

Im Kultusministerium hält man wenig von der Unterrichtsgarantie: Man versuche alles, um Unterricht sicherzustellen, aber eine Garantie sei zum Beispiel bei Grippeviren kaum realistisch. Zuletzt hatte das Ministerium alle schwangeren Lehrerinnen, Verwaltungsmitarbeiterinnen und Schülerinnen bis zu den Osterferien beurlaubt, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Bei allem Verständnis für diesen Schritt, wurde auch Kritik laut. Philologenchef Michael Schwägerl forderte ebenfalls mehr Lehrer: "Schließlich gilt die Fürsorgepflicht des Dienstherrn für alle Beschäftigte." Langfristig könnten nur Personalreserven verhindern, dass bei Krankheitswellen Unterricht ausfalle.

© SZ vom 22.03.2018 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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