Bildungspolitik:Entscheidung für Islamunterricht gefordert

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Grüne und FDP im Landtag fordern die Staatsregierung auf, jetzt über die Zukunft des Islamischen Unterrichts in Bayern zu entscheiden. Die Grünen brachten einen Dringlichkeitsantrag ins Plenum ein, wonach die Staatsregierung die Voraussetzungen für ein Fach Islamische Religionslehre gemäß Artikel 7 des Grundgesetzes schaffen soll. Bis dahin müsse der Modellversuch verlängert werden. "Wir nehmen nicht hin, dass die Entscheidung erst gefällt wird, wenn der Modellversuch ausläuft", sagt die religionspolitische Sprecherin Gabriele Triebel. Lehrer und Schüler bräuchten Planungssicherheit. Die meisten der 100 Islamlehrer in Bayern sind angestellt. Triebel fordert, dass diese unbefristet angestellt oder verbeamtet werden. Auch Matthias Fischbach (FDP) kritisiert die "Hinhaltetaktik" auf Kosten von Lehrern und Schülern. "Es kann nicht sein, dass die Regierung sich immer noch damit herausreden will, sie bräuchte mehr Zeit zur Evaluierung."

Der Modellversuch läuft Ende Juli nach zehn Jahren aus und noch ist ungewiss, wie es danach für mehr als 16 000 Schüler und ihre Lehrer weitergeht. Insgesamt lernen mehr als 100 000 junge Muslime in Bayern. Schätzungen zufolge würde ein Großteil statt Ethik den Islamunterricht besuchen. Das Angebot gibt es bisher an 350 Schulen. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) möchte wie sein Vorgänger Bernd Sibler (CSU) die Evaluation des Modellversuchs abwarten und danach entscheiden. Die Ergebnisse sollen im laufenden Schuljahr vorliegen. 2014 waren Gutachter zum Ergebnis gekommen, dass der Islamische Unterricht ein "erfolgreiches Angebot" sei, das von Eltern und Schülern akzeptiert wird und Integration fördert.

Das Warten auf die Evaluation dauert Betroffenen schon viel zu lange. Bereits jetzt gibt es Islamlehrer, die Bayern wegen fehlender Perspektiven verlassen wollen - oder bereits weg sind. Der Islamische Unterricht wurde bisher nicht als Schulfach Religion eingerichtet, weil dieses laut Grundgesetz "in Übereinstimmung mit den Religionsgemeinschaften erteilt" wird. Aber es gibt keine Vereinigung in Deutschland, die für alle Muslime spricht. Solange es keine einheitliche rechtliche Regelung für den Islam gibt, improvisieren die Bundesländer. Etwa mit Expertenbeiräten wie in Bayern.

© SZ vom 11.02.2019 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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