Bildungspolitik:24 Türchen für die Mittelschule

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Die Freien Wähler verpacken Forderungen in Adventskalender

Alles dreht sich in Bayern gerade ums Gymnasium, finden jedenfalls Vertreter von Volks-, und Realschulen. Die Gymnasiallehrer freut's. Die anderen rollen mit den Augen. Um die Aufmerksamkeit von der Diskussion um acht oder neun Jahre zum Abitur abzulenken, versuchen es die Freien Wähler im Landtag nun mit Kreativität - wohl auch, weil die Opposition am Dialogprozess offenbar kaum beteiligt wird. Profitieren sollen die 989 Mittelschulen im Freistaat. Ideen zur Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen dort hat die Fraktion viele, auch wenn nicht alle neu sind. Geschnürt wurde - um im Landtagsjargon zu bleiben - kein Antragspaket. Die Politiker bastelten einen Adventskalender. Der bildungspolitische Sprecher Michael Piazolo will jeden Tag bis Weihnachten ein Kästchen öffnen und den Inhalt an Kultusminister Ludwig Spaenle schicken.

Wenn es in den vergangenen Monaten um die Mittelschule ging, sei es meist um die Integration der Flüchtlinge gegangen, sagt Piazolo. Aber die Übergangsklassen für junge Asylbewerber laufen, jedenfalls laut Ministerium. Dort spricht man längst von der Optimierungsphase. Piazolo will nun die allgemeinen Probleme angehen: "Es gibt keine Schulart, in der die Unterschiede zwischen Stadt- und Landschulen so groß sind." Mittelschulen in den ländlichen Regionen Bayerns haben meist einen guten Ruf, in großen Städten wie München oder Nürnberg ist das anders. Piazolo spricht von "prekären Zuständen", die er bei Besuchen festgestellt habe, und von Lehrern, die sich allein gelassen fühlen oder mit Fieber unterrichten, weil es nicht genügend Vertretungslehrer gibt. Das Wort "Resterampe" nutzte 2015 sogar der Lehrerverband, um auf die schwierigen Umstände hinzuweisen. "Wir müssen die Mittelschulen besonders in München und Nürnberg aufwerten, die machen eine gute Arbeit und die Lehrer arbeiten sich für ihre Schüler auf", sagt Piazolo.

Zur Entlastung der Pädagogen fordert er mehr Stunden für Schulpsychologen (13. Türchen), multiprofessionelle Teams (14. Türchen) oder mehr Fortbildungsangebote (16. Türchen). Schulleiter brauchten mehr Stunden für ihre Managementaufgaben (7. Türchen) und an besonders großen Mittelschulen Unterstützung von Lehrern (8. Türchen). Außerdem müssten zusätzliche Stunden für Förderung oder Projekte nach Bedürfnissen der Schulbezirke verteilt werden (10. Türchen). Die Schüler sollten durch Mitsprache und Feedback zu Demokraten erzogen werden (21), mit gemeinnützigen Projekten zu ehrenamtlichem Engagement ermuntert werden (24) und an modernsten Geräten lernen (19).

© SZ vom 03.12.2016 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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