Bildung:Städte wollen wieder das G9

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Ulrich Maly hält den geplanten Mischmasch fürs Gymnasium für pädagogisch fragwürdig und höchst unübersichtlich

Von Christian Sebald, München

Der bayerische Städtetag hat in ungewohnt deutlicher Form in die Debatte um die Zukunft des Gymnasiums im Freistaat eingegriffen. "Wir haben zwar keine förmlichen Abstimmungen in unseren Gremien durchgeführt", sagte der Nürnberger OB und Vorsitzende des Kommunalverbandes, Ulrich Maly (SPD), am Donnerstag in München. "Aber wir sind uns einig: Der Freistaat soll sich entweder für das G 8 oder das G 9 entscheiden. Wir brauchen keine Mischformen und keine neuen Experimente. Aus unserer Sicht wäre die rasche Rückkehr zum G 9 mit der früheren Kollegstufe das Vernünftigste."

Nach dem jahrelangen Streit um das G 8 ist derzeit nur klar, dass es künftig wieder auch, auf Antrag der jeweiligen Schule, ein neunjähriges Gymnasium geben soll. Und zwar vom Schuljahr 2018/2019 an. Zugleich sollen am neuen G 9 auch individuelle Verkürzungsmöglichkeiten angeboten werden, sodass an ihnen ebenfalls eine Art G 8 möglich ist. "Die Optionen, die derzeit diskutiert werden, eröffnen viele verschiedene Modelle, die an den Gymnasien gleichzeitig laufen können", sagte Maly. "Es gib ein G 8 in Reinform. Es soll ein G 9 in Reinform geben, das nur nicht so genannt wird." Außerdem soll es ein G 9 geben, das verkürzt in acht Jahren zum Abitur führen können soll. "Früher hat man das Überspringen einer Klasse genannt", sagte Maly mit einem leicht spöttischen Unterton. Dann soll es das G 8 plus geben, auf dem man nach neun Jahren zum Abitur kommen kann - "was man früher Durchfallen genannt hat" (Maly).

Aus Sicht des Städtetagschefs ist der geplante Mischmasch nicht nur pädagogisch fragwürdig. Auch die Handhabung der unterschiedlichen Gymnasiumsformen nebeneinander sei höchst unübersichtlich und schaffe nur neue Probleme. "Was wir jetzt brauchen, ist ein Gymnasium, das langfristig und stabil funktioniert", sagte Maly. "Und zwar nicht nur für die Kinder und die Eltern. Sondern auch für uns Kommunen." Die sei Konsens unter den OBs in Bayern - über die Parteigrenzen hinweg.

Grund der klaren Positionierung des Kommunalverbands ist, dass es die Städte sind, die für die Umsetzung des Raumprogramms an Schulen und den Bau neuer Schulhäuser zuständig sind. "Wir Städte brauchen Planungssicherheit", sagte Maly. "Denn es sind wir, die zusätzliche Klassenzimmer und die neuen Schulhäuser zur Verfügung stellen müssen, die durch die abermalige Reform nötig werden - auch wenn uns der Freistaat dazu hohe Zuschüsse bezahlt." Enttäuscht äußerte sich der Städtetagschef über das Kultusministerium. Aus dem Haus von Minister Ludwig Spaenle sei in all diesen Fragen bisher wenig Klärendes zu hören, klagte er.

Maly hält auch wenig von den Übergangsfristen bis 2017/2018 und der langen Dialogphase an den einzelnen Schulen. "Die Möglichkeit der Mitsprache von Schülern, Eltern und Lehrern klingt sehr demokratisch und verlockend. Und natürlich müssen sie in die Reform eingebunden werden", sagte Maly. "Aber es wird immer damit enden, dass eine Entscheidung getroffen werden muss, ob sie nun früher fällt oder hinausgeschoben wird." Zumal der Wille der Schüler und Eltern eindeutig sei. In der bisherigen Phase mit 47 Pilotschulen haben sich etwa zwei Drittel der Eltern und Schüler für längere Lernzeiten entschieden.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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