Bildung:Problemfall Sozialkunde

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Schüler lernen zu wenig Politik, kritisieren die Landtags-Grünen

Mindestens zwei Stunden Sozialkunde pro Woche für alle bayerischen Schüler von der achten Klasse bis zum Abschluss fordern die Grünen im Landtag. Die politische Bildung führe in Bayerns Schulen ein Schattendasein, kritisierte der bildungspolitische Sprecher Thomas Gehring am Montag im Landtag. Außerdem müsse Demokratiebildung Pflichtbestandteil des Lehramtsstudiums sein und es müssten mehr Fortbildungen für Lehrer angeboten werden. Gehring hatte im Kultusministerium angefragt, wie viele Stunden Politikunterricht derzeit im Lehrplan vorgesehen sind. Das Ergebnis bezeichnet er als "Misere". Das Fach Sozialkunde kommt in Gymnasien demnach erst in der Mittel- und Oberstufe vor, in Realschulen erst in der Abschlussklasse und in Mittelschulen nur als Teil des Kombinationsfach Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde. Einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge liegt Bayern nur bei den Mittelschulen im bundesweiten Schnitt, bei Realschulen sowie Gymnasien sogar weit darunter.

Aber gerade in Zeiten, in denen Populisten mit einfachen Antworten auf komplexe Probleme locken und rechte Parteien erstarken, sei demokratische Bildung wichtiger denn je, sagte Gehring. "Mündige Bürger fallen nicht vom Himmel, man muss sie zu Demokraten erziehen." Das beginne im Unterricht und gehe im Schulalltag bei spontanen Diskussionen über Aktuelles oder Mitsprache der Schüler weiter.

Das Ministerium verweist auf Politik als Thema, das auch in Geschichte oder Erdkunde behandelt werde, und auf Schulforen, Zeitungen oder Schülermitverantwortung (SMV). Zudem sei bereits jetzt Zeit für Diskussionen. Das reiche bei Weitem nicht aus, sagte die Münchner Stadtschülersprecherin Hannah Imhoff im Landtag, "SMV, die ihre Schule tatsächlich mitgestalten und nicht nur Feste organisieren, kann man an einer Hand abzählen". Sie fordert deutlich mehr Mitsprache "an dem Ort, an dem wir die meiste Zeit unserer Jugend verbringen" - auch bei Notengebung und Lehrerfeedback.

© SZ vom 22.11.2016 / angu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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