Bildung:Eine Million Analphabeten in Bayern

Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) setzt bei der Integration von Flüchtlingen auch auf Alphabetisierung. "Wer nicht lesen und schreiben kann, tut sich im Alltagsleben schwer", sagte Müller am Mittwoch. Halte man sich darüber hinaus in einem Land auf, dessen Sprache und Kultur man nicht kennt, "ist es fast unmöglich, sich zurechtzufinden oder einzuleben". Die Alphabetisierung sei deshalb eine Grundvoraussetzung für Migranten, sich zu integrieren.

Der Freistaat habe deshalb im Mai dieses Jahres das Modellprojekt "Kurse zur Alphabetisierung für Asylsuchende" ins Leben gerufen. In den ersten vier Monaten hätten bayernweit bereits 116 Kurse mit im Durchschnitt elf Teilnehmern stattgefunden oder liefen noch. Bislang habe der Freistaat rund 600 000 Euro in diese Förderung investiert. Koordiniert werde das Projekt von der Regierung von Niederbayern, "die bereits große Erfahrungen mit der Umsetzung ähnlicher Kurse für die einheimische Bevölkerung besitzt", teilte das Ministerium weiter mit.

Der DGB Bayern und sein Bildungswerk wiesen am Mittwoch darauf hin, dass es im Freistaat rund eine Million Menschen gebe, die nicht richtig lesen und schreiben können. Mehr als die Hälfte davon arbeite, diese Beschäftigten müssten praktisch ohne Schrift auskommen. Der DGB sieht bei diesem Problem aber nicht nur die Schulen und den Staat, sondern auch die Arbeitgeber in der Pflicht: "Die Arbeitgeber müssen sich, wie es der DGB schon seit Jahren tut, an einer nachhaltigen Lösung der Alphabetisierungsfrage beteiligen", sagte Bayerns DGB-Chef Matthias Jena.

© SZ vom 08.09.2016 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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