Bessere Teilhabe:Mehr Geld für Blinde

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Freistaat stockt finanzielle Unterstützung routinemäßig auf

Von Dietrich Mittler, München

Vom 1. Juli an bekommen blinde Menschen im Freistaat mehr Geld vom Staat. Das Blindengeld steigt um elf Euro von bisher monatlich 579 Euro auf künftig 590 Euro. Analog dazu erhöht sich das Taubblindengeld um 22 Euro auf nunmehr 1180 Euro. "Unser Ziel ist es, die Chancen behinderter Menschen zu verbessern", teilte das für die Auszahlung zuständige Zentrum Bayern Familie und Soziales am Freitag mit. Nach Aussage von Behördenchef Norbert Kollmer sei das Blindengeld "für die Teilhabe in unserer Gesellschaft ein wichtiger Mosaikstein".

Der Bayerische Blindenbund reagierte indes zurückhaltend. "Das ist ein Routinevorgang, der jedes Jahr im Rahmen der Rentenanpassung passiert", sagte Steffen Erzgraber, der für die Bereiche Verbands- und Sozialpolitik zuständige Landesgeschäftsführer des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes. "Ein großer Fortschritt" ist laut Erzgraber hingegen die von Sozialministerin Emilia Müller in die Wege geleitete Unterstützung von Menschen mit starker Sehbehinderung, für die der Freistaat vom kommenden Jahr an zwölf Millionen Euro bereitstellt. "Wir kümmern uns um diesen Bereich bereits seit 2008, denn da geht es um hochgradig sehbehinderte Menschen, die bisher hinten runtergefallen sind", sagte Erzgraber. Obwohl diese nur noch über zwei bis fünf Prozent ihrer Sehkraft verfügten, hätten sie "bislang gar nichts bekommen". Die nun sichergestellte "Abfederung" sei dringend notwendig, da hochgradig Sehbehinderte einen ähnlichen Bedarf wie vollständig erblindete Menschen hätten.

Von der künftigen finanziellen Besserstellung der hochgradig Sehbehinderten sollen nach Angaben des Sozialministeriums gut 8500 Menschen profitieren. Der von der Staatsregierung eingebrachte Gesetzentwurf sieht vor, dass die stark Sehbehinderten 176 Euro und die taubsehbehinderten Menschen 352 Euro pro Monat als Unterstützung erhalten werden. "Das sind rund 30 Prozent beziehungsweise 60 Prozent des Blindengeldes in Bayern", ließ das Ministerium wissen.

Was das Blindengeld betreffe, so profitiere der Staat indes davon, dass dank des medizinischen Fortschritts die Zahl der Blinden stetig abnehme, heißt es beim Blindenbund. "Im Jahr 1992 etwa hatten wir um die 18 000 bis 19 000 Betroffene, mittlerweile erhalten in Bayern nur noch rund 13 400 Menschen Blindengeld", sagte Erzgraber.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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