Wunsiedel:Totes Mädchen in Kinderheim - weiterer Verdächtiger in U-Haft

Lesezeit: 2 Min.

Im April wurde ein Mädchen in einem Wunsiedler Kinderheim missbraucht und getötet. Der mutmaßliche Vergewaltiger steht nun vor Gericht. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Anfang April kam eine Zehnjährige in einer Jugendeinrichtung in Oberfranken gewaltsam ums Leben. Neben einem Elfjährigen steht nun ein Erwachsener unter Tatverdacht. Es geht auch um den Vorwurf eines Sexualverbrechens.

Ein zehnjähriges Mädchen in einem oberfränkischen Kinderheim wird getötet, nun hat der Fall nach mehreren Wochen eine überraschende Wende bekommen. Die Polizei hat einen neuen Verdächtigen - und geht von einem Sexualverbrechen aus. Ein 25 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Wunsiedel sitzt in Untersuchungshaft, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten. Es bestehe der Verdacht eines Tötungs- und eines Sexualdeliktes. Bislang stand allein ein elf Jahre alter Junge im Verdacht, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Er lebte wie das Opfer in dem Heim in Wunsiedel. Der Verdacht gegen ihn besteht weiter.

Der nun verdächtige Mann sei am Donnerstag vorläufig festgenommen worden. Ein Abgleich gesicherter Spuren habe eine Übereinstimmung ergeben, hieß es weiter. Der Verdächtige sei kein Mitarbeiter der Kinderhilfe-Einrichtung gewesen, sagte Matthias Goers, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hof, der Deutschen Presse-Agentur. Es blieb zunächst offen, welchen Bezug der Mann zu dem Heim haben könnte. Er räumte nach Polizeiangaben den Tatvorwurf bisher nicht ein.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Die rechtsmedizinische Untersuchung des Leichnams hatte ergeben, dass das Mädchen durch "Gewalteinwirkung gegen den Hals" gestorben ist, wie es weiter hieß. Zudem habe sich für die Ermittler durch weitere Gutachten der Verdacht eines Sexualdelikts bestätigt. Bislang wirkte das Verbrechen wie eine mutmaßliche Tat unter Bewohnern der Einrichtung, Parallelen wurden gezogen zu ähnlichen Fällen, in denen gleichaltrige Kinder und Jugendliche einander Gewalt angetan hatten. Der Verdacht der Tatbeteiligung gegen den Elfjährigen bestehe auch weiterhin, sagte Goers. Der Junge sei zwar inzwischen befragt worden, habe sich aber bislang nicht zur Tat geäußert.

Die Zehnjährige war in der Nacht zum 4. April ums Leben gekommen. Ob das Kinderheim auch der Tatort war oder ob das Mädchen in das Zimmer gebracht wurde, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht mit. Zum möglichen Tatort mache man keine Angaben, sagte Polizeisprecher Alexander Czech. Das Kind war am Morgen tot im Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Wunsiedel gefunden worden. Eine natürliche Todesursache schloss die Polizei aus, deshalb begannen Ermittlungen.

Die "Soko Park" hat 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut Mitteilung stehen noch viele weitere Arbeiten an: Der genaue Tatablauf müsse ebenso geklärt werden wie die Motivlage. Bisher sei auf dem weitläufigen Areal und in den Gebäuden der Einrichtung umfangreiches Spurenmaterial gesichert worden.

Die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung fügt sich unauffällig in das Bild der 9200-Einwohner-Stadt ein. Es gibt zwar einen Zaun, hermetisch abgeriegelt aber ist die Anlage nicht. Nach Angaben des Trägers können dort etwa 90 Kinder und junge Erwachsene im Alter von 3 bis 19 Jahren betreut werden. Das Personal des Hauses besteht aus ebenfalls etwa 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Facheinrichtung sei für junge Menschen und ihre Familien da, die Hilfe zur Erziehung benötigten, hieß es auf der Website des Hauses. Der Träger, die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, wollte sich auf Anfrage am Freitag nicht zu den neuen Entwicklungen äußern und verwies auf die laufenden Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.

© SZ/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivMaskenaffäre
:Bericht der Steuerfahndung belastet Masken-Millionärin Tandler schwer

Die Ermittler haben auf mehr als 100 Seiten aufgeschrieben, wie die Unternehmerin den Fiskus betrogen haben soll. Wie der Report und eine Wohnung in den Schweizer Bergen zu ihrer Verhaftung führten.

Von Klaus Ott

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: