Bayern-Tipp:Gerstensuppe und Hasenöhrl

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Zwei Seiten aus dem Kuchlbuch der Benediktinerabtei Seeon von 1531 mit den Speisefolgen. (Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv)

Vortrag und Ausstellung über das alte Kuchlbuch der Abtei Seeon

Zur Abwechslung wäre es doch mal reizvoll, von jenen Speisen zu kosten, die in grauer Vorzeit auf den Tisch kamen. Wie haben Gerstensuppe und Hasenöhrl damals geschmeckt, wie wurde vor Jahrhunderten gekocht? Fragen über Fragen, auf nur schwer zu beantworten sind. Wenigstens gibt es ein paar alte Küchenbücher, die Einblicke in die Verpflegung der Vorfahren gewähren. Ein besonders wertvolles Exemplar ist das alte Kuchlbuch der Benediktinerabtei Seeon, das im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrt wird. Es setzt ein am ersten Fastensonntag des Jahres 1531 und wurde fortlaufend geführt bis zum vierten Adventssonntag. Aus ihm geht hervor, dass sich die Essgewohnheiten der Seeoner Mönche nach der Benediktsregel und nach den Jahreszeiten richteten. Saure Wochen und frohe Feste prägten den Speiseplan ebenso wie der Ertrag des Klostergartens und der Fischreichtum des Seeoner Sees. Fisch war quasi ein Grundnahrungsmittel.

In den Fastenzeiten - als solche galten das 40-tägige Fasten vor Ostern und die gesamte Adventszeit - gab es nur eine warme Hauptmahlzeit, die aus vier Gerichten bestand: Suppe, zwei Gemüsegerichte und eine Süßspeise wie Apfel-, Feigen- oder Mandelmus. Fisch und Eier wurden in diesen Fastenzeiten nur sonntags kredenzt.

Von Ostern an nahmen die Mönche auch abends eine warme Mahlzeit zu sich. Gebratene Renken, Hechte, Karpfen und Brachsen standen ebenso regelmäßig auf dem Tisch wie in Schmalz gebackene Nudeln oder Breie aus Hafer, Gerste oder Erbsen. Der Speiseplan kannte bereits die heute noch üblichen Hasenöhrl, ein Schmalzgebäck aus Weizenmehl, das in Gemüsesuppen getunkt wird. Häufig wurden gekochte Eier und Eiersuppen gegessen. Birnen, Äpfel, Weintrauben und Feigen wurden als Mus gereicht. Fleisch kam selten auf den Tisch. An besonderen Festtagen gab es Geflügel, wobei für jeden Benediktiner "eine halbe henn" reichen musste. Mittwoch und Freitag galten als Fasttage.

Über das damalige Alltagsleben und das Seeoner Kuchlbuch spricht der Historiker Christian Kruse an diesem Donnerstag im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München (17 Uhr, Eingang Ludwigstraße 14, 1. OG). Der Vortrag gehört zum Begleitprogramm der bis zum 5. Dezember laufenden Ausstellung "Original!". Dort werden 126 wertvolle Archivalien aus Bayern gezeigt, auch das Seeoner Kuchlbuch.

© SZ vom 16.11.2017 / hak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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