"Arrow Weapon System":Bedenken gegen Raketenabwehr-Pläne in Bayern

Lesezeit: 2 min

Abschuss einer Arrow 2: Raketen dieses Typs sind Teil des Raketenabwehrschirms "Arrow Weapon System", das eventuell in Penzing stationiert wird. (Foto: AFP)

Deutschland gibt knapp vier Milliarden Euro für den Raketenabwehrschirm "Arrow Weapon System" aus. Drei Einheiten wird es geben, eine davon möglicherweise in Penzing. Dort ist man nicht begeistert.

Von Clemens Sarholz, Penzing

In einer Zeremonie unterzeichneten der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein israelischer Amtskollege Joav Galant (64) im September vergangenen Jahres den größten Rüstungsdeal in der israelischen Geschichte. Knapp vier Milliarden Euro aus dem Sondervermögen der Bundeswehr gibt die Bundesregierung aus, um Deutschland künftig besser vor Luftangriffen zu schützen. Dafür bekommt Deutschland drei der israelisch-amerikanischen Systeme "Arrow Weapon", wovon eins am Fliegerhorst Holzdorf/Schönewalde bei Berlin stationiert sein wird, eins laut verschiedenen Medienberichten in Schleswig-Holstein und eins in Bayern - wo genau, steht bisher nicht fest.

Ein Standort, der "in Betracht gezogen wird und als geeignet bewertet wurde", ist der Fliegerhorst Penzing bei Landsberg am Lech, wie ein Sprecher der Luftwaffe erklärt. Die Reaktion in Penzing darauf ist verhalten. Bürgermeister Peter Hammer (CSU) hatte sich anfänglich darüber geärgert, dass die Gemeinde nicht in die Planungen eingebunden wurde, erzählt er. Seitdem laufe die Zusammenarbeit jedoch gut, "was nicht heißt, dass die Kuh vom Eis ist". Er betont, dass er nicht prinzipiell gegen die Stationierung des Waffensystems sei. Aber die Bewohner Penzings und ihn treibe die Sorge um, dass dadurch zivile Unternehmen verdrängt werden könnten, beispielsweise die ADAC-Teststrecke für autonomes und vernetztes Fahren und die Hyperbowl-Penzing-Filmstudios, in denen zuletzt Arnold Schwarzenegger oder Nicole Kidman an Filmen gearbeitet haben.

Fakt ist: Die Luftwaffe und die Regierung lassen sich bei der Planung des Abwehrsystems nicht gerne in die Karten schauen. Ein Sprecher der Luftwaffe erklärt, wie das Vergabeverfahren funktioniert. Die Luftwaffe definiert die Parameter, die der Standort braucht, um den Einsatz der Waffen und des Radars zu gewährleisten - diese unterliegen jedoch dem militärischen Geheimhaltungsgrad "geheim", weshalb damit auch nicht an die Öffentlichkeit gegangen werde. Auf Grundlage dieser Parameter nimmt das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr eine Lagebeurteilung vor und prüft, welche Standorte geeignet sind.

Da in Penzing Bedenken über die Stationierung laut wurden, sei die Luftwaffe allerdings weiterhin auf der Suche nach geeigneten Standorten. "Wir versuchen natürlich, eine bessere Alternative zu finden", sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Dafür würden derzeit weitere Standorte "auf ihre operationelle Eignung hin geprüft". Sicher sei nur, dass sich diese Standortsuche auf den süddeutschen Raum begrenzt und vorwiegend in Bayern nach Liegenschaften gesucht werde, allerdings könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Standortwahl auf eine Liegenschaft in Baden-Württemberg falle.

Wozu das Abwehrsystem, in der Lage ist, hat sich gezeigt, als Israel kürzlich von Iran angegriffen wurde. Unter anderem durch das "Arrow Weapon System" konnten die meisten der rund 300 von Iran abgeschossenen Drohnen, Raketen und Marschflugkörper zerstört werden, bevor sie überhaupt israelisches Staatsgebiet erreicht hatten.

"Arrow Weapon" gilt als Goldstandard in der internationalen Flugabwehr und wurde in einer amerikanisch-israelischen Zusammenarbeit der Firmen Aerospace Industries und Boeing entwickelt. Es umfasst einen Führungsgefechtsstand, Radargeräte sowie mehrere Raketenträger mit je sechs Raketenstartvorrichtungen. Es ist zur Abwehr von Langstreckenraketen konzipiert, die in einer Höhe von mehr als 100 Kilometern fliegen und aus einer Entfernung von bis zu 2400 Kilometern abgefeuert werden. Es ist in der Lage, Angriffe zu erkennen, die feindlichen Raketen zu verfolgen und zu zerstören. Somit kann Deutschland auch benachbarten Ländern Schutz gewähren und einen Beitrag zum europäischen Luftverteidigungsprojekt Sky Shield leisten. "Damit wird Deutschland schnell eine durch EU und Nato gleichermaßen anerkannte Fähigkeitslücke schließen", heißt es von der Luftwaffe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMilitär
:Bayern und die Bundeswehr - eine besondere Beziehung

Im Kalten Krieg war der Freistaat dem Eisernen Vorhang ganz nah, das Militär besonders stark. Inzwischen sind viele Kasernen und Soldaten verschwunden. Was ist geblieben?

Von Thomas Balbierer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: