Klimawandel in Bayern:Das Leiden des Bergahorns

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Wenn die Rußrindenkrankheit an einem Bergahorn ausbricht, gibt es keine Rettung mehr für den Baum. (Foto: Nicole Burgdorf/LWF)

Die Rußrindenkrankheit ist tödlich für die Bäume. In Unterfranken ist sie besonders stark verbreitet.

Von Christian Sebald, Würzburg

Wenn die Borke eines Bergahorns aufreißt und sich schwarz verfärbt, ist es zu spät. Dann leidet der Baum an der Rußrindenkrankheit, er ist unrettbar verloren. Ihr Erreger ist der Pilz Cryptostroma corticale. Er befällt die Ahornbäume über kleine Wunden in der Borke. Unter ihr bilden seine Sporen dann einen bis zu einem Zentimeter dicken schwärzlichen Belag. Bei Ausbruch der Krankheit lassen die Bäume die Blätter fallen, kurz darauf sterben die ersten Äste ab. In einem späteren Stadium platzen große Rindenstücke von den Stämmen ab, der dunkle Sporenbelag liegt offen da. Der Baum stirbt ab.

"Jetzt im Sommer wird die Krankheit auch an Bäumen auftreten, die bislang völlig gesund erscheinen", sagt Andreas Hahn von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in München-Freising. "Cryptostroma corticale bildet nämlich in einem heißen Juli wie diesem besonders viele Sporen aus." Viele Bergahorne tragen den Pilz schon seit längerer Zeit in sich, ohne dass die Rußrindenkrankheit bei ihnen ausgebrochen ist. Dazu kommt es erst, wenn es längere Zeit heiß und trocken ist. In einigen Regionen Bayerns, zum Beispiel in Unterfranken, könnte sich die Rußrindenkrankheit zu einer ernsten Gefahr für die Bergahornbäume dort auswachsen.

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Cryptostroma corticale stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist vermutlich durch den globalen Pflanzenhandel nach Europa eingeschleppt worden. Hier wurde der Pilz erstmals 1945 in England nachgewiesen. Von dort arbeitete er sich auf das Festland vor. In den 1950er Jahren wurde er in Parkanlagen in Paris dokumentiert, 1964 im Stadtgebiet von Berlin. Bayern bleib vergleichsweise lange verschont. Der Erstnachweis im Freistaat fand 2018 statt - in Unterfranken, im Raum Würzburg. Seither verbreitet sich die Rußrindenkrankheit massiv in Bayern. Inzwischen ist sie im Landkreis Landsberg am Lech angelangt.

Hahn und seine Kollegin Nicole Burgdorf, die beide an der LWF über die Rußrindenkrankheit arbeiten, gehen freilich davon aus, dass Cryptostroma corticale praktisch schon flächendeckend verbreitet ist. Aus ihrer Sicht kann man die Rußrindenkrankheit nicht mehr eindämmen, die allermeisten befallenen Bergahorne weisen nur noch keine Symptome auf. Bei ihren Forschungen konzentrieren sie sich deshalb auf die Faktoren, die zum Ausbruch der Rußrindenkrankheit führen. Fest steht: Der Pilz ist ein Profiteur der Klimaerwärmung. In Trockenjahren explodiert der Befall förmlich.

Sporen auch für Menschen gefährlich

Die Sporen von Cryptostroma corticale können auch für Menschen gefährlich werden. Ihr Einatmen kann eine Entzündung der Lungenbläschen auslösen. Die Symptome sind Reizhusten und Fieber, Schüttelfrost und Atemnot. Die LWF rät deshalb, beim Fällen und beim Abtransport befallener Bäume neben der üblichen Schutzkleidung eine Atemmaske zu tragen und Sägen und andere Geräte nach Abschluss der Arbeiten gründlich zu reinigen. Das Holz eines Ahorns mit Rußrindenkrankheit sollte in einer Verbrennungsanlage entsorgt werden.

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