Bayerischer Landtag:Brauer dürfen nur Wasser ausschenken

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Hinter der Aktion steht die letztjährige bayerische Bierkönigin Maria Krieger (links) aus der Familie des Riedenburger Brauhauses. (Foto: Robert Haas)

Bayerische Brauer wollen im Landtag für gentechnikfreies Bier werben. Ein Fass anzapfen dürfen sie aber nicht. Was hinter dem Bierkrach steckt.

Von Frank Müller, München

Es ist im Landtag ja schon so, dass ständig ein neues Fass aufgemacht wird, bildlich gesprochen: Überschäumende Temperamente, hochprozentige Initiativen, kräftige Schläge mit dem politischen Holzhammer - alles erlaubt. Verboten dagegen wurde jetzt eine Aktion, die die bayerischen Brauer am kommenden Dienstag im Maximilianeum geplant hatten.

Im Steinernen Saal, der Parlamentslobby, wollten sie ein echtes Fass anzapfen und die Abgeordneten beim Umtrunk von einer Petition überzeugen: dass die legendären, durchs Reinheitsgebot geschützten Zutaten des Bieres vor Gentechnik geschützt bleiben mögen.

Hinter der Aktion, die schon etwa 100 bayerische Brauereien unterschrieben haben, steht die letztjährige bayerische Bierkönigin Maria Krieger aus der Familie des Riedenburger Brauhauses. Doch angezapft werden nun bestenfalls ein paar Flaschen Mineralwasser. Das echte Fass muss draußen bleiben. Das hat jetzt Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) angeordnet: "Ich will nicht, dass hier mittags vor den Augen der Besuchergruppen ein Bierfass angezapft wird."

Fischer durften keinen Wein ausschenken

In der Tat wird der Landtag an diesem Dienstag vielleicht genauer beobachtet als sonst. Die Abgeordneten starten dann in die letzte Sitzungswoche vor der Sommerpause. Und im Landtag wird ohnehin seit den Affären des vergangenen Jahres darauf geachtet, dass man nicht als Feierparlament dasteht. Schon kürzlich durften die oberbayerischen Fischer bei einer ähnlichen Veranstaltung an einem Plenartag keinen Wein ausschenken.

Das alles liegt nun weniger daran, dass Barbara Stamm, Liebhaberin fränkischer Weine, selbst zur Abstinenzlerin geworden wäre: "Ich komme aus einer Genussregion", sagt die Würzburgerin, "ich habe nichts gegen Bier oder Wein, aber hier geht es um eine Aktion, die der Würde des Hauses entgegenläuft." An sitzungsfreien Tagen allerdings gibt es bei Empfängen durchaus Wein und Bier - das war auch diese Woche so.

Hinter dem Bierkrach stehen auch politische Eifersüchteleien, weil Maria Krieger parallel zur Landtagspräsidentin auch die Grünen-Fraktion eingeschaltet hatte. Die waren auf das Thema Gentechnik sofort angesprungen und hatten als Kompromiss auch vorgeschlagen, nur alkoholfreies Bier auszuschenken. Das jedoch habe das Landtagsamt abgelehnt, heißt es bei den Grünen: Weil der Besucher, der den Abgeordneten beobachtet, ja den Unterschied nicht erkennen könne.

So wird nun Barbara Stamm der Veranstaltung fernbleiben, dafür nimmt Vizepräsidentin Ulrike Gote die Petition entgegen, die - welch ein Zufall - den Grünen angehört. Maria Krieger, die durch all das in die politischen Wirren geriet, hofft, dass die Aktion trotzdem hilft, Hopfen und Malz vor Gentechnik zu verschonen. "Im Sinne des Reinheitsgebots ist mir das ein großes Anliegen."

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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