Bayerische Landesbank:Abschied vom Wörthersee

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Seevilla, Golfplatz, Schlosshotel: Die BayernLB verkauft Nobel-Immobilien in Österreich. Als Touristik-Anbieter hat sich das Finanzinstitut bisher nicht bewährt.

Heiner Effern und Klaus Ott

Die Reisegruppe aus dem Landtag wird heute Mittag am Interconti Resort Berchtesgaden eintreffen, gleich nach der Besichtigung des ebenfalls am Obersalzberg angesiedelten NS-Dokumentationszentrums. Nach einer kurzen Führung durch das Fünf-Sterne-Haus ziehen sich die Abgeordneten in den Konferenzsaal "Clara Schumann" zurück, um dort über die Zukunft des Hotels zu diskutieren. Denn die parlamentarische Kontrollkommission der Bayerischen Landesbank (BayernLB) muss sich nicht nur mit den Milliarden-Löchern in der Bilanz der Staatsbank auseinandersetzen, sondern auch herausfinden, ob sich das Finanzinstitut weiterhin als Touristik-Anbieter versuchen soll.

Der Golfplatz Schloss Finkenstein ist laut Eigenwerbung eine "Oase der Erholung". Die Bayern-LB-Tochter HGAA will ihn trotzdem verkaufen. (Foto: Foto: oh)

Die BayernLB-Gruppe betreibt neben dem noblen Fünf-Sterne-Hotel am Obersalzberg noch einige andere vermeintliche Freizeitattraktionen, die alle am Wörthersee im Süden Österreichs oder in dessen Nähe liegen: ein Schlosshotel, eine Seevilla und den Golfplatz Schloss Finkenstein bei Villach.

Clubhaus der Golfer ist das Schloss Finkenstein, auf dessen Terrasse die Sportler nach dem letzten Putt noch einen Kaffee trinken können. Benannt ist die 70 Hektar große Anlage nach der österreichischen Tochterbank der BayernLB, der Hypo Group Alpe Adria (HGAA). Vor zwei Jahren hat die Landesbank die HGAA für 1,7 Milliarden Euro erworben, inklusive Hotel, Villa und Golfplatz.

Hotel am Obersalzberg macht Verluste

Die werden nach Angaben der Landesbank und der HGAA verkauft, weil sie nicht zum Kerngeschäft gehören. Zudem schließt die HGAA eine Niederlassung im Steuerparadies Liechtenstein, die Bayerns Regierung viel Ärger bereitet hat. Der vormalige Ministerpräsident Günther Beckstein hatte sich lauthals über Liechtensteiner Banken empört, die deutschen Steuerflüchtlingen Unterschlupf gewähren, und dabei übersehen: Über die HGAA war die eigene Landesbank selbst in dem Zwergstaat vertreten. Nun wird die Liechtensteiner Tochterbank der HGAA abgewickelt.

Das Hotel in Berchtesgaden soll dagegen im Eigentum der BayernLB verbleiben, was manchen Landtagsabgeordneten nicht passt. Denn das Haus am Obersalzberg hat seit der Eröffnung im Jahr 2005 bislang 15 Millionen Euro Verlust gemacht. Die Landesbank behauptet, das Hotel sei "grundsätzlich auf dem richtigen Weg". Die Betriebsgesellschaft und das Hotelmanagement arbeiteten "intensiv an der weiteren Optimierung des Hotelbetriebs". Auch die Interconti-Gruppe, die mit einem branchenüblichen Vertrag lediglich den Namen und den Hotelchef stellt, geht von der Fortsetzung der Geschäftsbeziehung aus. Das war nicht anders zu erwarten: Das Risiko trägt allein die Landesbank.

"Als Hotelier eine Katastrophe"

Bayerns Regierung erklärte stets, das Hotel auf dem einst von den Nationalsozialisten genutzten Areal in Staatshand behalten zu wollen, um rechten Gruppen jede Möglichkeit zu nehmen, einen braunen Wallfahrtsort daraus zu machen. Dieses Ansinnen stößt auch bei der Opposition auf Zustimmung.

Doch der lange Zeit heimliche Betrieb des Hotels durch eine Landesbank-Tochter ärgert Inge Aures, Sprecherin der SPD im Parlamentarischen Kontrollgremium der BayernLB, heute noch. "Das Rumgedruckse und die Rumeierei haben die Leute aufgeregt. Das war nicht die feine englische Art." Sie fürchtet auch in Zukunft Verluste, schließlich stünden die Mitarbeiter weiter auf der Lohnliste der Landesbank. "Und von den angestrebten 63 Prozent Auslastung ist man derzeit weit entfernt." Noch drastischer drückt es Eike Hallitzky aus, der für die Grünen in der Kontrollkommission sitzt. "Der Freistaat als Hotelier ist eine Katastrophe."

Das gilt zum Teil auch für die feinen Herbergen der Landesbank-Tochter HGAA am Wörthersee. Die Villa Seeblick steht laut HGAA seit dem Ankauf vor zwei Jahren leer. Die österreichische Bank, die einst dem Land Kärnten gehörte, sollte nebenbei den Tourismus beleben. Inzwischen ist man zu der Erkenntnis gelangt, dass es "nicht Sinn einer Bank ist, Hotels und Golfplätze zu betreiben", sagt eine HGAA-Sprecherin.

© SZ vom 13.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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