Bayerische Kavallerie:Brrr...

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Hermes lässt sich von Markus Söder streicheln, sabbert ihn aber an. Joachim Herrmann hält Abstand. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Söder besucht Polizeipferde

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Alles könnte so schön sein. Eine Halle im Knoblauchsland, die ersten vier Pferde der fränkischen Reiterstaffel, endlich "Augenhöhe", sagt Markus Söder. Augenhöhe ist ein Leitmotiv seines Handelns seit jeher, Augenhöhe meint: Was München hat, kann Nürnberg schon auch brauchen. Also auch Polizeipferde. Ein großer Moment mithin, nur Hermes hat offenbar Bedenken: Er sabbert, und er sabbert nicht irgendwo hin. Sondern den rechten Ärmel des Ministerpräsidenten entlang, fast der Länge nach.

Nun wäre Söder nicht Söder, würde ihn aus der Bahn werfen, dass ihm einer schwach von der Seite kommt. Als die Beamten ihre Rösser vorstellen - Max und Lorenz und eben Hermes -, lässt es sich der Ministerpräsident nicht nehmen, das Sportpferd Hermes, elf Jahre alt, kräftige Statur, mit einem laut vernehmbaren "Sabberer!" zu konfrontieren. Der Angesprochene nimmt's stoisch, seine Reiterin versucht ein Lächeln.

Hermes scheint bei der Veranstaltung schon insofern die Rolle der Opposition zu verkörpern, als es eigentlich das vierte Tier namens Noris ist, das Söder bei der Rossschau vor Fotografen zugeteilt ist. Noris, wie der fränkische Kosename für die Stadt Nürnberg. Zwar speichelt Noris auch, aber nur ein bisschen auf des Ministerpräsidenten linken Ärmel. Hermes dagegen, eigentlich als Fotopferd für Innenminister Joachim Herrmann gedacht, will gar nicht aufhören, Söder von der Seite anzunässen. Aber der kennt das so ähnlich natürlich schon. Seine Frankenstaffel hat im Landtag schon für Spott gesorgt: zusätzliche Zweibeiner bei der Polizei statt fotogener Vierbeiner wären noch schöner, hieß es da. Und ursprünglich wollte Söder sogar mehrere Großstädte mit Polizeirössern beglücken. Die Freien Wähler, erklärt er, hätten das aber nicht ebenso befürwortet. Und so sei Nürnberg als dritte bayerische Reiterstaffel neben München und Rosenheim nun ein "Kompromiss". Wer sich mit Menschen aus dem Polizeiapparat unterhält, bekommt noch eine zweite Version: Gemeinsam habe man auf Söder einzuwirken versucht, um ihm klar zu machen, dass Polizeipferde überall übers Land verteilt "kompletter Unsinn" seien. Zum Glück habe Söder das irgendwann eingesehen.

Peter Schall, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, formuliert das diplomatischer. Pferde seien Kür in der Polizeiarbeit. Werde die Pflicht - etwa Personal und Bauinvestitionen - darüber nicht vergessen, habe man natürlich nichts einzuwenden dagegen. Wobei man "gottfroh" sei, dass Bayerns Reiterei nun lediglich auf Nürnberg ausgeweitet werde. Dort könne man das vertreten, Stichwort Bundesligaspiele. Brauche man in Nordbayern Pferde, müsse man die Tiere bislang von München aus quer durchs Land chauffieren. Das werde künftig auch praktischer. Zumal es nicht bei vier Nürnberg-Pferden bleibt; in drei Jahren sollen es 35 sein. Die Kosten? Da hält sich Söder bedeckt, das müsse man mal zusammenrechnen. Ein Pferd sei auf alle Fälle günstiger als ein Polizeiauto. Auch wenn's gelegentlich sabbert.

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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