Ausstellung in Fürth:Das beste Stück des Quelle-Kunden

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Anno 1970: Der Universum Musikschrank von Quelle. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Frühere Quelle-Kunden haben für eine Ausstellung historische Produkte zusammengetragen und dem Fürther Stadtmuseum übergeben.
  • Einige Geräte laufen sogar nach einem halben Jahrhundert noch.
  • Die Ausstellung ist noch bis 14. Februar 2016 zu sehen.

Von Olaf Przybilla, Fürth

Eine Frage beantwortet die Ausstellung "Die Quelle" am Ende nicht, das musste man allerdings befürchten: "Warum gibt es keinen Mann, den ich mir bestellen kann", fragt eine Frau mit einer Stimme, die man 1993 womöglich als lasziv empfand. Würde man diesen sogenannten Quelle-Song zu Grunde legen, wäre das Versandkaufhaus nicht ganz ohne eigenes Verschulden in die Insolvenz getrudelt. "Und hab ich dann mit ihm kein Glück, geb' ich ihn einfach zurück", säuselt's nicht nur metrisch anfechtbar von der CD, es wird einem ganz anders dabei. Aber das ist natürlich nur ein Nebenprodukt einer Ausstellung, für die ehemalige Quelle-Konsumenten historische Produkte zusammengetragen und dem Fürther Stadtmuseum übergeben haben. Gegenstände, die zum Teil ihr Leben prägten, aus ihrer Quelle.

Es gibt unglaubliche Gegenstände in dieser Ausstellung, etwa einen Wäschetrockner, der seit 50 Jahren seinen Dienst tut, und 1965 nur deshalb angeschafft wurde, weil es für eine Waschmaschine nicht reichte. Die Leihgeberin berichtet, sie habe sich, als die Tochter auf die Welt kam, eben nur ein einziges Hilfsprodukt für die vielen Windeln leisten können. Die Wahl fiel auf den Trockner aus dem Hause Quelle und seither tut der zuverlässig seinen Dienst.

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Geschichte und Geschichten

Momentan allerdings nicht, auch nicht in der Fürther Quelle-Schau. "Das sind ja jetzt alles Ausstellungsexponate", sagt die Chefin des Hauses, Ruth Kollinger, da werde sie sich hüten, am Einschaltknopf rumzufummeln. Ist aber auch egal, ob das Objekt Simonetta-Phonokoffer oder der Musikschrank mit Deluxe-TV-Gerät in großzügiger Toastergröße noch funktionieren. Es zählen die Geschichten, die damit verbunden sind, und die waren, beobachtet man die Reaktionen von Besuchern, offenbar in vielen Fürther Haushalten ähnlich. Und wahrscheinlich nicht nur in Fürth.

Die "Quellux-Sonne" etwa musste man unbedingt haben. War aber auch alles dran an dem Ding, ein kombiniertes Gesund-und-schön-werden-Produkt mit 1000 Brennstunden, einem Jahr Garantie und einem Schalter, mit dem man zwischen Infrarot- und Ultraviolett-Strahlung wählen konnte. Wenn die Quellux nur ein bisschen das hielt, was sie versprach, bekämpfte man für eine Investition von 69 Mark Ischias, Kindererkältungen, Rheuma, Erschöpfungszustände, Hexenschuss, Überarbeitung sowie "Falten und Runzeln", wo auch immer da der Unterschied lag 1958. Nie in dieser Ausstellung bereut man mehr, dass man Exponate nicht ausprobieren darf.

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Plötzlich waren die Unternehmensberater da

An einem Morgenmantel, 100 Prozent Polyester, gesteppt mit Rüschen, hängt noch das Preisschild. Eine Verwandte der ehemaligen Inhaberin berichtet, diese habe immer auf den richtigen Moment gewartet, das gute Stück endlich mal auszuprobieren. Der Moment aber kam wohl nicht. Als die Frau starb, hing der Morgenmantel noch unberührt im Schrank. Beklommen machen auch die Geschichten an den Hörstationen.

Da erzählt eine Sekretärin von Grete Schickedanz, wie plötzlich die Leute von McKinsey im Haus waren, und man sich von älteren Mitarbeitern trennen musste. Sie aber habe gerade noch die vollständigen 46 Arbeitsjahre bei Quelle geschafft. Eine andere erzählt, wie sie 1953 als Auszubildende ausgewählt wurde, und wie das als der Glückstreffer schlechthin gegolten habe in Fürth. Sie wisse schon, sagt die Frau, dass sich das bisschen blöd anhören müsse: "Aber wir haben uns bei Quelle immer gefühlt wie in einer Familie."

Zu sehen bis zum 14. Februar 2016 im Stadtmuseum Fürth, Ottostraße 2.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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