Bereits das Cover verheißt nichts Gutes. In einer Szenerie, die so auch aus Ridley Scotts Science-Fiction-Kultfilm "Blade Runner" stammen könnte, blickt einer mit hängenden Schultern aus einem dunklen, zerdepperten Diner heraus. Gegenüber, hinter der Fensterfront, stehen noch ein paar versprengte Gestalten unter Neonröhren eines Gebäudes, das weniger Gebäude als vielmehr ein Schutthaufen ist, in dem im Parterre noch ein paar Lichter brennen.
Nein, die Welt, die der Augsburger Beatbastler Sebastian Birkl alias Dot in seiner instrumentalen Sci-Fi-Saga "Tales From Erygow" (Anette Records) skizziert, ist keine intakte mehr. Die Menschheit hat sich und den Planeten bereits erfolgreich selbst zerlegt - was angesichts des längst spürbar gewordenen Klimawandels heute gar nicht mal mehr so abwegig erscheint.
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Und so sind die lyrisch verdichteten Bilder des dunkel raspelnd aus Erygow berichtenden Erzählers (gesprochen vom französisch-ägyptischen Voice Artist Doc Holiday) immer wieder auch verknüpft mit einem Umkreisen der Frage, wie es denn so weit kommen konnte. Man hört von pflanzenüberwucherten Hotels, von Häusern, die wie Scherben in den Himmel ragen, und einem weichgeregneten Boden, der alles wegschluckt. Aber auch davon, wie Hoffnung einst in Empörung und Empörung in Resignation überging. "And resignation, it felt almost pleasant. Cleansed." Die Resignation als Bereinigung emotionalen Aufruhrs. Wie treffend, wie traurig.
Das Schöne an dieser edel produzierten Konzept-Platte liegt auch darin, dass hier bei aller dystopischen Zuspitzung niemals der moralische Zeigefinger erhoben wird. Der Schaden ist ja schon getan. Vielmehr ist da ein Gefühl der Wehmut, das letztlich ungleich stärker alarmiert, als es jede klimaaktivistische Suppenattacke auf die Mona Lisa je zu tun vermag.
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Zumal Birkl hier im Verbund mit Musikern wie dem Trompeter Matthias Lindermayr auch musikalisch sein Meisterwerk abliefert. Löst das Album in seiner mühelos wirkenden Verbindung von jazziger Geschmeidigkeit, frickeligem Synthie-Futurismus und voluminösen Beats doch genau jene cineastische Weite ein, die auch die im Filmcredit-Stil gehaltene Auflistung der Beteiligten auf dem Cover verspricht.
Im Augsburger Haus Schöne Felder stellt er die "Tales From Erygow" nun in einem audiovisuellen Rahmen vor, bei dem auch die KI eine Rolle spielt. Welche genau, das findet man am besten vor Ort heraus.
Dot presents "Tales From Erygow", Freitag, 2. Februar, 19 Uhr, Haus Schöne Felder, Milchberg 15