Augsburg:Anklage gegen vier Ärzte

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Obwohl er nach einer Operation akute Beschwerden hatte, fertigten sie keine Computer-Tomografie an: Vier Augsburger Ärzten wird vorgeworfen, den Tod eines 13-jährigen Schülers verschuldet zu haben. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat Anklage gegen vier Ärzte wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung erhoben. Dabei handelt es sich um drei Ärzte der Augsburger Hessing-Klinik und einen Arzt des Zentralklinikums. Den Medizinern wird vorgeworfen, den Tod eines 13-jährigen Schülers verschuldet zu haben, weil sie bei ihm trotz akuter Beschwerden nach einer Operation keine Computer-Tomografie angefertigt hatten.

Der Jugendliche wurde im Jahre 2010 in der Hessing-Klinik an der Wirbelsäule operiert. Dabei wurde ein sogenannter "Fixateur" angebracht und mit Schrauben befestigt. Weil eine dieser Schrauben falsch positioniert war, bildete sich allerdings eine Entzündung. Wegen vermeintlicher Magenbeschwerden wurde der Patient wenige Tage später in die Kinderklinik des Zentralklinikums verlegt. Auch dort wurde das Problem nicht erkannt: Der 13-Jährige starb schließlich an inneren Blutungen.

Nun muss das Gericht entscheiden

Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass diese tödliche Entzündung mit einer Computer-Tomografie (CT) rechtzeitig hätte entdeckt werden können. Eine solche Bildaufnahme fertigten die Ärzte aber nicht für den gesamten Operationsbereich an, sondern nur für einen Teil dessen. Allerdings gilt es unter Experten als umstritten, ob man bei heranwachsenden Patienten die radiologische CT-Technik großflächig anwenden soll oder nicht. Das Amtsgericht Augsburg hat von den beschuldigten Ärzten Stellungnahmen angefordert, diese sind inzwischen eingetroffen. Nun muss das Gericht entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird oder nicht.

Die verantwortlichen zwei Operateure sind inzwischen nicht mehr für die Hessing-Klinik tätig. Einer wechselte an eine andere schwäbische Klinik, der andere machte sich selbständig. Die Klinik selbst äußert sich auf Anfrage betroffen: "Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt vor allem den Angehörigen, in diesem Falle den Eltern und Familienmitgliedern", sagt Direktions-Mitglied Willibald Lunzner "Sie haben sich in festem Vertrauen auf eine Linderung der Beschwerden des Jugendlichen an uns gewandt und müssen nun mit den tragischen Folgen leben."

Weitergehende Konsequenzen wurden allerdings nicht gezogen: "Als Folge des Vorfalls wurde der organisatorische Ablauf analysiert", berichtet Lunzner, "aber es waren keine Korrekturen im Klinikablauf unmittelbar angezeigt."

© SZ vom 20.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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