Unterfranken:Verschmutzter See: Schotterwerk soll Müll illegal entsorgt haben

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  • Ein ehemaliger Mitarbeiter des Schotterwerks im unterfränkischen Aub berichtet, dass dort unzulässigerweise unsortierter Bauschutt entsorgt worden sei.
  • Im Unternehmen will man zu den Vorwürfen nichts sagen, weder mündlich noch schriftlich.

Von Olaf Przybilla, Aub

Der Informant hat selbst in leitender Funktion in dem Schotterwerk im unterfränkischen Aub gearbeitet. Und wenn es stimmt, was er berichtet, dann kam es dort irgendwann zum Bruch mit dem Chef. Weil im Werk Sachen passierten, mit denen er sich nicht einverstanden erklären konnte. Unter anderem soll dort unsortierter Bauschutt entsorgt worden sein, der Mann spricht von einer regelrechten "Müllmafia".

Als er dann nicht mehr ins Werk gelassen worden sei, habe er sich an die Behörden gewendet. Diese reagierten zögerlich, sagt er. Inzwischen aber ermittelt die Würzburger Staatsanwaltschaft in dem Werk. Es bestehe der Verdacht, dass Stoffe in einen See gelangt seien, erklärt ein Sprecher. Stoffe, die dort nicht hingehören.

Anderer Müll, von dem der ehemalige Mitarbeiter ebenfalls berichtet, hatte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht entdecken können. So sollen den Angaben des Mannes zufolge in dem Werk über viele Jahre hinweg Altreifen, Asphalt, Werkstattabfälle, sogar ein alter Öltank entsorgt worden sein. Unsortierter Bauschutt also. Die Ermittlungen hätten zwar Hinweise darauf erbracht, dass auf dem Firmengelände tatsächlich sogenannter unsortierter Bauschutt abgelagert war, unzulässigerweise. Konkrete Hinweise aber auf Altreifen, Asphalt oder Werkstattabfälle hätten sich bislang nicht ergeben.

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Was allerdings kein Wunder sei, erwidert der ehemalige Mitarbeiter. "Die sind da mit einem Bäggerle angerückt", sagt er im SZ-Gespräch, "nicht mit einem Bagger." Unter einer meterhohen Schicht, glaubt er zu wissen, würde man dergleichen schon finden. Das aber wäre sehr aufwendig. Und der Schutt soll da schon vor etwa 15 Jahren hingekarrt worden sein. Strafrechtlich könnten etwaige Taten da längst verjährt sein.

Trotzdem sieht der Geschäftsführer der Würzburger Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN), Steffen Jodl, "alle Hinweise des Mannes Stück für Stück bestätigt". Der Informant hatte sich zunächst ans Landratsamt gewendet, auch die Polizei wurde eingeschaltet. "Wenn aber der BN nicht nachgehakt hätte, wäre womöglich wenig passiert", glaubt der frühere Mitarbeiter. Das hat sich danach geändert, auch wenn die Staatsanwaltschaft darauf hinweist, dass die Ermittlungen nicht abgeschlossen und rechtlich noch nicht bewertet sind.

"Strafrechtlich relevante Gewässerverunreinigung"

Nach derzeitigen Stand gehe man aber schon von "einer strafrechtlich relevanten Gewässerverunreinigung" aus. Allerdings einer, die in der Vergangenheit liegt: Durch den Lauf der Zeit und zwischenzeitliche Regenfälle sei das Gewässer stark verdünnt. Eine letzte, juristisch in Frage kommende Verunreinigung mit sogenannten Mineralölkohlenwasserstoffen dürfte demnach im Dezember 2015 zu verzeichnen gewesen sein. Eine Gefahr fürs Grundwasser bestehe nicht. Man gehe insofern nicht davon aus, dass die Bevölkerung in Gefahr sei.

Im Unternehmen will man zu den Vorwürfen nichts sagen. Weder mündlich noch schriftlich werde man sich dazu äußern, heißt es. Der Ex-Mitarbeiter ist da auskunftsfreudiger: Aus dem Werk seien inzwischen wüste Bedrohungen gegen ihn ausgesprochen worden. Auch diese habe er nun der Staatsanwaltschaft übergeben.

Er will im Werk ein "Kartell des Schweigens und Wegschauens" erlebt haben. Alle hätten sich dem unterordnen müssen, nur er habe nicht mehr wegschauen können. Tausende Tonnen Altasphalt seien ins Werk geliefert worden. "Warum sollten Unternehmen von weither ihren Müll nach Aub transportieren, wenn doch andere Deponien viel näher liegen?", frage er sich.

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Jodl, der Mann vom BN, hält das alles für sehr plausibel. Schon weil der frühere Mitarbeiter zahlreiche Fotos im Werk gemacht hat. Man sieht Teppichböden und - vermutlich - Teile von Badewannen auf großen Haufen liegen. Die SPD im Landtag fordert Aufklärung.

Sollten in dem Werk tatsächlich von 1999 an für einige Jahre Abfälle und Chemikalien illegal entsorgt worden sein, etwa Altasphalt, stelle sich die Frage, was die zuständigen Aufsichtsbehörden so lange gemacht hätten, zürnt SPD-Mann Florian von Brunn. Sollte sich herausstellen, dass tatsächlich 20 000 Tonnen Altasphalt in der Nähe eines Sees vergraben worden sind, sei das ein Umweltskandal, über den die Staatsregierung berichten müsse.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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