Arbeit:Sorgenvoll in die Zukunft

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In der Metall- und Elektroindustrie werden feste Jobs seltener

Von Maximilian Gerl, München

Die bayerische Metall- und Elektroindustrie erwartet Ausbildungszahlen auf Rekordniveau: Rund 14 800 junge Menschen haben 2016 eine Ausbildung in dieser Branche begonnen oder werden diese beginnen. Das sind immerhin 130 mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig werden immer weniger von ihnen nach ihrem Abschluss fest angestellt. 2015 erhielten noch 66 Prozent der Azubis eine unbefristete Stelle. Dieses Jahr werden es wohl 55 Prozent sein - und 2017 nur 44 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen der Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände Bayme VBM hervor.

Offenbar sehen viele Betriebe die wirtschaftliche Entwicklung mit Sorge. Der drohende Brexit, die lahmende Wirtschaft in Brasilien, der Türkei und anderen Schwellenländern, eine unsichere Lage auf den Finanzmärkten - all das führt dazu, dass Unternehmer sich mit Jobangeboten eher zurückhalten. Also beschäftigen sie ihre Azubis erst einmal unbefristet. Manche erhalten dann nach einem Jahr eine dauerhafte Anstellung, 2016 betrifft das 21 Prozent der Azubis. Fast 16 Prozent verbleiben aber in befristeten Beschäftigungsverhältnissen. 7,8 Prozent der Azubis werden erst gar nicht übernommen, teils, weil sie sich doch für einen anderen Beruf oder ein Studium entscheiden. Rein statistisch haben Azubis in der Metall- und Elektroindustrie also weiterhin gute Chancen, nach der Ausbildung bei ihrem Betrieb weiterzuarbeiten, wenn auch in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen.

In den Betrieben wird das digitale Lernen immer wichtiger

Wer sich die Ausbildungszahlen der vergangenen Jahre und die prognostizierten für 2016 und 2017 ansieht, stellt fest: Es gibt zwar tendenziell immer mehr Azubis, aber die jährlichen Zuwächse fallen gering aus. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass der Ausbildungsmarkt - zumindest in der Metall- und Elektroindustrie - weitestgehend abgeschöpft ist.

Dabei gäbe es theoretisch genügend Arbeit. Denn auch 2016 gibt es wieder mehr Stellen als Azubis. Branchenübergreifend seien in Bayern derzeit rund 20 000 Ausbildungsplätze frei, sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von Bayme VBM. In der Metall- und Elektroindustrie beträfe das mindestens zehn Prozent der Betriebe. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal fehlen den Bewerbern wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten, manchmal fehlen schlicht die Bewerber selbst. "Wir bräuchten mehr Quantität und mehr Qualität", sagte Brossardt. Tatsächlich ist das Problem nicht neu und betrifft viele Branchen. Vor allem kleine Firmen suchen seit Jahren nach neuen Fachkräften, finden aber keine, weil die wenigen Kandidaten lieber zu Großunternehmen gehen. Die haben in der Regel mehr Prestige und Gehalt zu bieten.

Aus den Zahlen der Verbände Bayme VBM geht noch ein weiterer Trend hervor: Das sogenannte digitale Lernen wird immer wichtiger. "Die Digitalisierung hält breiten Einzug in die Ausbildung der bayerischen Metall- und Elektroindustrie", so Brossardt dazu. Über die Hälfte der Betriebe griffen inzwischen auf digitale Werkzeuge in der Ausbildung zurück, zum Beispiel Videoschulungen oder virtuelle Simulationen. Immerhin 41 Prozent wollten solche Hilfen zukünftig einzusetzen. Nur ein Prozent der Firmen habe dafür keine Verwendung.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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