Er hätte nichts dagegen, wenn Karl-Theodor zu Guttenberg wieder eine Rolle in der Politik spielen würde, sagt ein langjähriges CSU-Mitglied. So gesegnet mit guten Köpfen sei die Partei auch wieder nicht. Überrascht habe ihn die Nachricht aber schon, dass Guttenberg dem Kompetenzteam angehören soll. Auch an der Parteispitze war das Erstaunen groß, als CSU-Chef Horst Seehofer am Freitag in der Süddeutschen Zeitung erklärte, dass Guttenberg sich künftig als Berater "themenbezogen" einbringen werde.
Der große Aufschrei blieb zwar aus. Dennoch zeigen die Reaktionen, dass der ehemalige Bundesminister, der 2011 wegen seiner abgeschriebenen Doktorarbeit vom Superstar zur Spottfigur abstürzte, in der CSU immer noch polarisiert wie kaum ein anderer.
Wer dem 43-Jährigen nahesteht, freut sich im Stillen über die neue Entwicklung. Mit öffentlichen Kommentaren halten sich die Unterstützer zurück - wohl auch deshalb, um keinen von weiteren möglichen Schritten zu erschweren. Man dürfe in die angekündigte Rückkehr nicht zu viel hineininterpretieren, sagt ein Bundestagsabgeordneter, der es gut mit Guttenberg meint. Er wisse genau, dass dieser nicht vorhabe, wieder voll in die Politik einzusteigen, "weil ihm völlig klar ist, dass dann all die alten Geschichten wieder hochgekocht werden". Das aber wolle Guttenberg weder sich noch seiner Familie antun. "Davon hat er die Schnauze voll."
Steckt doch mehr dahinter?
Warum aber hat er Seehofers Werben dann überhaupt stattgegeben? Warum beschränkt er sich nicht auf die Leitung seiner Beratungsfirma und sein Leben an der US-Ostküste? Steckt doch mehr dahinter?
Guttenberg sei stets ein politisch denkender Mensch geblieben, sagen Parteifreunde. Einer, der vom Bazillus befallen sei und es gerne noch einmal allen zeigen wolle. Andere vermuten, Seehofer sei es gelungen, Guttenberg an seiner Eitelkeit zu packen. Und schließlich sei es keine schlechte Werbung für seine Firma, wenn er als Berater der CSU auftrete.
Guttenberg selbst beschreibt seine Motivation so: "Dies ist der Versuch einer bescheidenen Unterstützung meiner politischen Heimat durch bestehende und gewonnene Erfahrungswerte und internationale Netzwerke." Auffällig ist die Demut, mit der Guttenberg seine Rückkehr begründet. Gerade daran habe es ihm oft gemangelt, werfen Kritiker ihm ja vor. Versucht hier ein vermeintlich Geläuterter nur die Stimmung für seine Rückkehr auszutesten?
"Ein Mediengag" Seehofers sei das alles nur
Seehofer hat keinen Zweifel daran gelassen, dass die Partei einen "herausragenden Kopf" wie Guttenberg gut brauchen könne. Der soll sein sicherheits- und außenpolitisches Wissen einbringen, soll sich zu neuen Technologien und zur Digitalisierung äußern. Dass Seehofer Guttenberg selbst einmal als "Glühwürmchen" geschmäht hat - vergessen. Nun hält er den Baron wieder für nützlich. Nur wofür?
Einige in der Partei denken, dass Seehofer die Personalie Guttenberg stärker forciere, als diesem es recht sei. "Inzwischen ist das langweilig", sagt ein Mitglied der Landesgruppe. "Alle halbe Jahr zieht der Parteivorsitzende diese Karte", und zwar häufig dann, wenn Finanzminister Markus Söder dem Parteivorsitzenden zu stark werde. "Ein Mediengag" Seehofers sei das alles nur, sagt ein Vorstandsmitglied, Guttenberg sei als Politiker "komplett durch". Andere halten es für interessanter, dass das Koordinierungsteam, dem Guttenberg beitritt, sich mit Blick auf die Wahlkämpfe mehr und mehr mit strategischen und personellen Fragen befassen soll.
"Dass das etwas mit Söder zu tun hat, halte ich für völligen Quatsch", sagt hingegen einer mit Einblick in solche Dinge. So "kleinkariert" denke Seehofer nicht. Guttenberg habe "weltweit Verbindungen wie kaum ein anderer in unserer Partei" und könne für Seehofer den Türöffner spielen. Die Botschaft laute: "Wir haben Personal, das über Bayern hinaus auftreten kann." Man dürfe das Ganze also auch als Warnung an die Schwesterpartei CDU sehen - und nicht nur an die