Amoklauf in Leutershausen:Täter hat seit Jahren psychische Probleme

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  • Der mutmaßliche Amokschütze, der im Landkreis Ansbach zwei Menschen erschossen hatte, hat offenbar seit mehr als zehn Jahren psychische Probleme.
  • Auch in dem nach der Tat ausgestellte psychologische Gutachten ist von "Wahn" die Rede.
  • Der 47-Jährige war seit 2008 Mitglied im Schützenverein. Dadurch hatte er eine Waffenbesitzkarte.

Von Katja Auer, Ansbach

Der 47-jährige Mann, der am Freitag im Landkreis Ansbach zwei Menschen erschossen hat, hatte offenbar seit mehr als zehn Jahren psychische Probleme. Das ergebe sich aus Unterlagen, die in seiner Wohnung in Ansbach gefunden worden seien, teilte die Staatsanwaltschaft Ansbach am Montag mit.

Genaueres wurde nicht bekannt, da der Mann seine Ärzte bislang nicht von ihrer Schweigepflicht entbunden habe. Deswegen hätten diese noch nicht befragt worden können. Der mutmaßliche Mörder hatte bei seiner Festnahme wirres Zeug geredet, ein Psychiater bescheinigte ihm eine "akute Psychose mit einem bizarren Wahnsystem". Möglicherweise ist er nicht schuldfähig, er wurde im Bezirksklinikum Ansbach untergebracht.

Was passiert ist

Der Sportschütze war am Freitag in einem Mercedes-Cabrio durch den Landkreis Ansbach gefahren und hatte eine 82 Jahre alte Frau und einen 72-jährigen Radfahrer erschossen und unterwegs weitere Menschen bedroht. Zwei Mechaniker überwältigten ihn in einer Tankstelle in Bad Windsheim und fesselten ihn.

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Die Staatsanwaltschaft bestätigte nun auch, dass der 47-Jährige bis Februar in der Kiliani-Klinik in Bad Windsheim als Krankenpfleger gearbeitet hatte. Weil er einem Patienten die Hand verdrehte, wurde er entlassen. Anschließend habe er im Seniorenheim Haus Vitalis in Ansbach gearbeitet. Bis zum Juni, dann endete das Arbeitsverhältnis "aus bislang nicht bekannten Gründen".

Bisher keine möglichen Motive bekannt

Ob der Mann am Freitag allerdings tatsächlich auf dem Weg in die Klinik in Bad Windsheim war, vielleicht um sich zu rächen, wie in Bad Windsheim spekuliert wurde, dafür gebe es zurzeit keine Anhaltspunkte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Es sei unklar, ob sich überhaupt ein Motiv für die Taten feststellen lasse.

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Die Ermittler fanden in der Wohnung des Mannes, die seinen Eltern gehört, 18 Cannabispflanzen. Ob der Schütze allerdings Drogen konsumiert hatte, bevor er seine Amokfahrt begann, steht noch nicht fest. Eine Blutprobe wird noch untersucht.

Seit 2008 war der Mann Mitglied eines Schützenvereins in Heilsbronn, wie die Ermittler nun wissen. Anfangs habe er regelmäßig am Übungsschießen teilgenommen und 2009 seine Waffenbesitzkarte für den Revolver und die Pistole bekommen. In letzter Zeit sei er nur noch selten im Verein aufgetaucht, zu anderen Mitgliedern hatte er keinen Kontakt. Als die Polizei den Schützen festnahm, hatte er 200 Schuss Munition im Auto.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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