Altötting:Blut für Transfusionen wegen Altlast ungeeignet

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Von Matthias Köpf, Altötting

Am kommenden Donnerstag und Freitag ist Blutspende im Pfarrheim St. Konrad in Burghausen, als nächstes in Kirchweidach und in der Kreisstadt Altötting. Die Mitarbeiter des BRK-Blutspendedienstes werden Spendern aus dem Landkreis dann erklären müssen, dass deren Blutplasma nicht mehr direkt für Transfusionen an Patienten verwendet wird, sondern nur noch zum Herstellen von Medikamenten. Spender, die vor 2008 bei Dyneon im Chemiepark Gendorf gearbeitet haben, werden sie bitten, erst einmal gar nicht mehr zu kommen. Dies geschehe rein sicherheitshalber, man habe keine Hinweise auf bestehende Risiken für die Empfänger der Blutkonserven, könne solche Risiken aber auch nicht ausschließen, heißt es. Denn in weiten Teilen des Landkreises Altötting ist das Blut der Menschen wohl mit dem mutmaßlich krebserregenden Stoff Perfluoroctansäure (PFOA) belastet.

Die Entscheidung des Blutspendedienstes verunsichert die Menschen weiter, die sich seit November neue Sorgen wegen der Chemie-Altlasten machen. Da hatte der Alt-Neuöttinger Anzeiger über eine Studie des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) berichtet. Sie stammt vom Dezember 2016 und war schnell publiziert worden, aber nur recht unauffällig etwa auf der Homepage des Landratsamts. Demnach hatte das LGL in Blutspenden aus dem Ort Emmerting eine Belastung mit PFOA weit über dem Wert entdeckt, der als unbedenklich gilt. Einen harten Grenzwert gibt es nicht. Die Proben stammten vom BRK-Blutspendedienst. Doch erst im Dezember 2017, ein Jahr nach Veröffentlichung der Studie, kam es zur ersten Beratung mit dem LGL über die nun eingeführte Blutspende-Regelung. Von flächendeckenden Blutuntersuchungen wollten LGL und Landratsamt zunächst nichts wissen, denn das Ergebnis sei absehbar und das Problem altbekannt - spätestens seit Greenpeace 2006 Wasser aus der Alz wieder aufs Gendorfer Werksgelände gepumpt hat. PFOA, ein Grundstoff für Imprägnierungen, wird dort seit 2003 nicht mehr hergestellt und seit 2008 nicht mehr verwendet, die Konzentration im Grundwasser wird aber wohl noch viele Jahre ansteigen. Bis Mitte 2018 soll der letzte Brunnen Filter erhalten. Auch auf ein Blutmonitoring haben sich Behörden und Kreisräte im Dezember doch noch geeinigt. Derweil sucht die Altöttinger AfD ihre Chance. Sie hat am Mittwoch Bluttests zum Selbstkostenpreis angeboten. Zur Teilnehmerzahl will der AfD-Kreisvorsitzende nur sagen, sie sei zweistellig und "hinreichend, um den Landrat zu ärgern".

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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